22 geht ab!

Vor ein paar Tagen, als ich mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Hause war, überkam mich ein überwältigendes Gefühl. Ganz plötzlich, trotz Eiseskälte und Erschöpfung vom langen Tag. Ein übersprudelnder Gedanke:

Mit Anfang 20 ist das Leben geil!

Man hört ältere Leute sagen: „Damals, in meinen Zwanzigern, Junge, das waren Zeiten…“. Man hört Kinder und Teens sagen: „Wenn ich erstmal groß bin, dann…“ Man hört die Dreißiger: „Werde mal 10 Jahre älter, dann wirst du schon sehen…“ Von allen Seiten werden die Zwanziger zur Blütezeit erhoben, gekrönt und angepriesen. Und ob sie nun alle Recht damit haben, dass die Zwanziger besser seien, als die anderen Lebensdekaden, das kann ich mit Gewissheit nicht sagen. Noch nicht!

Aber mit Anfang 20, das weiß ich, ist das Leben geil!

Auf dem Papier ist man schon erwachsen, aber noch lange nicht so erwachsen, wie man beispielsweise seine Eltern wahrgenommen hat, als man jünger war. „Richtig Erwachsen-sein“ … könnte man zwar, macht man manchmal auch, muss man aber noch nicht! Meist zumindest. Und man hat noch Zeit! Man steht ja erst am Anfang der goldenen Zwanziger. Alles kann, nichts muss. Man hat einen Weg eingeschlagen, ein Studium oder eine Ausbildung gewählt, eine Perspektive für den späteren Job, aber alles noch nicht in Stein gemeißelt. Alles kann und darf passieren! Studium abbrechen, was anderes machen. Den Bachelor hat man schon, oder bald. Dann vielleicht nochmal was Neues machen? Deutschland oder Mama & Papa und etwas Eigeninitiative machen’s doch möglich! Und wenn es hart auf hart kommt, käme man klar, irgendwie. Beide Füße auf dem Boden, aber noch nicht bodenständig!

Und was ist mit Partner, Familie, Kinder? Mancher hat schon, mancher will, ein anderer will noch nicht, wieder ein anderer gar nicht. Aber alles kann, nichts muss. Noch keine Torschlusspanik! Wenn man die Eine noch nicht gefunden hat, macht nichts, eilt noch nicht. Wenn man sie aber schon hat, umso besser! Man guckt sich junge Familien an, quatscht mit den frisch gebackenen Eltern, findet die Kinder süß und denkt sich: das will ich auch, aber jetzt noch nicht! Und wenn das Baby schreit, tags, nachts, zwischendurch, und wenn die Windel voll ist, tags, nachts, zwischendurch – no problem, not my business!

Biologisch, körperlich und leistungstechnisch ist man fast am Höhepunkt. Der soll ja bekanntlich erst bei Mitte oder Ende Zwanzig liegen. Also merkt man noch, dass es weiter bergauf geht, und das Beste ist: Dieser Zustand hält jetzt einige Jahre an! Alles scheint möglich, die Welt steht einem offen, wartet nur darauf entdeckt und erweckt zu werden und liegt einem zu Füßen! Groß Träumen! Hohe Erwartungen! Tatendrang! Fantasieren! Fliegen! Feiern! Freiheit, einfach Freiheit!

Mit Anfang 20 ist das Leben geil!

Ich weiß, das trifft nicht für jede und jeden zu. Es gilt auch nicht zu jeder Zeit, es ist eine Momentaufnahme. Vielleicht kennst du das? Manchmal bricht es einfach auf, dieses euphorische Gefühl. Ein bisschen ist es aber immer da. Ab und zu wird ihm durch Stress, Druck, Leid und Kummer die Luft abgedrückt, doch irgendwann kann man auch wieder durchatmen und sich diesem Rausch der Adoleszenz hingeben. Wenn man jedoch in andere, schwierigere Kontexte und Lebensumstände hineingeboren wurde, oder sie einen einholen, oder das Leben seit langem nicht mehr rund läuft, hat man das Privileg möglicherweise nicht, dieses berauschende Gefühl zu erleben. Ein Privileg mit einem unfassbaren Potential! Was wäre, wenn wir noch öfter daraus schöpfen würden? Wenn wir es nicht für uns behalten, wenn wir andere anstecken, anfeuern und leuchten lassen? Wenn wir es weitergeben, verschenken, wenn wir es einsetzen für die Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt! Für Liebe, für Freude, für Treue, für Hoffnung, für Gerechtigkeit, für Freundlichkeit, für Sanftmut, für Geduld, für Glauben, für Güte, für Vertrauen, für Reinheit, für Frieden! Für das lang währende Gute! Ich glaube, jede Lebensphase hat ihre Stärken und Schwächen, Höhen und Tiefen, ihr Kapital und ihr Erbe! Wenn diese juvenile, euphorische und optimistische Potenz das Kapital der Zwanziger ist, dann, liebe Menschen dieser Dekade, lasst uns ein Erbe hinterlassen, das nachwirkt bis zu unserem letzten Atemzug, das alle Generationen ansteckt und das dieser Welt eine Blütezeit schenkt, die Früchte trägt!

Euer Lukas


Inspiriert durch:

„Niemand verachte dich wegen deiner Jugend; du aber sei den Gläubigen ein Vorbild im Wort, im Wandel, in der Liebe, im Glauben, in der Reinheit“

1. Timotheus 4, 12

„Du junger Mensch, genieße deine Jugend und freu dich in der Blüte deines Lebens! Tu, was dein Herz dir sagt und was deinen Augen gefällt! Aber sei dir bewusst, dass Gott dich für alles zur Rechenschaft ziehen wird! Lass dich nicht von Kummer und Sorgen beherrschen und halte allen Schmerz von dir fern! Denn Jugend und Frische sind vergänglich.“

Prediger 11, 9+10

„Lass dich nicht von den Leidenschaften fortreißen, die besonders junge Menschen in Gefahr bringen! Dein Ziel soll ´ein Leben sein, das von` Gerechtigkeit, Glauben, Liebe und Frieden ´erfüllt ist`. Verfolge dieses Ziel zusammen mit allen, die den Herrn aufrichtig und mit reinem Gewissen anbeten.“

2. Timotheus 2, 22

Danke an Ian Stauffer für das Beitragsbild!

Ein Gedanke zu „22 geht ab!

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