Schon seit ein paar Wochen habe ich mir eine Auszeit gewünscht. Mich danach gesehnt, mal durchzuschnaufen, innezuhalten und nachzudenken. Ich mag es nicht, wenn Leute über ihr stressiges Leben jammern. Das erscheint mir manchmal als das Schlimmste aller Smalltalk-Themen. Doch die letzten Wochen kann ich nicht anders beschreiben, als stressig.
So habe ich nun – vielleicht als logische Konsequenz – eine gratis Auszeit bekommen. Versandkostenfrei und im Komplettpaket mit Fieber und Halsschmerzen alias Pfeiffersches Drüsenfieber, auch bekannt, als die „Kuss-Krankheit“. An sich keine schlimme Krankheit, man kann sie nur nicht wirklich behandeln und muss sich unter Umständen mehrere Wochen schonen.
Grundsätzlich finde ich es nicht schlimm, krank zu sein. Klar fühlt man sich in diesen Momenten meistens kacke. Man ist nicht mehr so leistungsfähig. Man verpasst vieles. Auch Sachen, auf die man sich schon lange gefreut hat. Man kann nichts tun außer rumliegen. Ich hatte bisher das Glück, noch keine lebensbedrohliche Krankheit erleiden zu müssen. Deswegen war Kranksein für mich immer eine Art Erholungsphase, wenn auch etwas erzwungen. Ein Signal meines Körpers, dass ich mich überlastet hatte und deswegen ein höheres Maß an Ruhe benötigte.
Vor dem Hintergrund, dass ich die letzten Wochen als sehr stressig empfunden habe, stelle ich mir auch dieses Mal wieder die Frage, inwieweit Krankheit und Stress eigentlich zusammenhängen. Also habe ich mich im Internet ein bisschen schlau gemacht und bin auf eine Studie der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2016 gestoßen. Dabei wurden damals im Juni und Juli rund 1.200 volljährige Personen zu ihrer Stressbelastung befragt. Es wurde eine eindeutige Korrelation zwischen Krankheit und Stress entdeckt. Die Beschwerden, um die es hier geht: Rückenschmerzen, Erschöpfung, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Nervösität, Depressionen etc. Zwei Drittel der Befragten, die sich häufig gestresst fühlen, leiden unter Rückenschmerzen. 64 Prozent haben mit Erschöpfung zu kämpfen. 46 Prozent mit Schlafstörungen. Es ist also ein großes Thema, dass uns durch die ganze Gesellschaft betrifft. Die Studie habe ich oben verlinkt. Es lohnt sich sehr, dort mal reinzuschauen. Wenn man auf den Link klickt, öffnet sich direkt das pdf-Dokument.
Auch wenn Stress bei meiner Krankheit nicht der direkte Auslöser war, da es sich ja um einen Virus handelt, kann er doch einen Einfluss auf mein Immunsystem gehabt haben. In einem Artikel der Techniker Krankenkasse wird zwischen chronischem und akutem Stress unterschieden. So ist es vor allem der Chronische, der das Immunsystem schwächt und anfälliger macht.
In meinem Beitrag „Von Schwachheit und Stärke“ habe ich mir bereits Gedanken über den Umgang mit Krankheit – in diesem Fall Migräne – gemacht. Dazu stehe ich und möchte diese Einstellung auch weiterhin beibehalten. Doch bleiben am Ende dieses Beitrags wieder ein paar Fragen offen: Sollte man überhaupt versuchen – wenn es nicht sowieso unmöglich ist – ganz ohne Krankheit zu leben? Oder gehört diese Erfahrung zum Leben dazu und lässt sich nicht vermeiden? Und steckt nicht vielleicht doch ein höherer Sinn dahinter?
Fragen über Fragen.
by spaghettihirn
Danke an Rex Pickar für das Foto auf Unsplash.
Ein Gedanke zu „Auszeit“