Eines unserer Formate, nennt sich „WORKAHOLY“ – ein grandioses Wortspiel aus „workaholic“ und „holy“. Darin wollen wir von unserem Arbeitsalltag erzählen und heilige Momente teilen. Heute nimmt uns Jasmin mit in ihren Alltag als Theologiestudentin.
Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre.
1. Korinther 10:31
Vor ca. einem halben Jahr, ungefähr einen Monat nach Beginn meines Studiums, saß ich mit einer Freundin in der Bib und habe gelernt. Ich versuchte, mir die Grammatik des Alt-Griechisch (in dem das Neue Testament geschrieben wurde) anzueignen und sie las sich die Folien einer ihrer Recht-Vorlesungen durch. Nach ungefähr einer Stunde schaute sie mich an, seufzte und schrieb auf den Rand ihres Papiers, dass sie keine Lust mehr habe. Ich nahm ein Taschentuch, schrieb darauf: „for His glory“ und schob es zu ihr rüber. Kurz vorher hatten wir uns nämlich darüber unterhalten, dass wir beide mit unserem Leben und dementsprechend auch unserem Studium Gott dienen und ehren wollten.
Dieses Taschentuch wurde die nächsten paar Stunden etliche Male von ihr zu mir und umgekehrt geschoben. Tatsächlich waren wir dadurch motivierter.
Aber was heißt es jetzt eigentlich konkret für mich, Gott die Ehre zu geben?
Seit September lebe ich im Schwarzwald und habe das Privileg Theologie studieren zu dürfen. Jahrelang habe ich auf den Moment gewartet, in dem ich endlich mit der Schule fertig bin, um mich dann an der Hochschule meiner Wahl bewerben zu können. Nach einigen Jahren des Wartens kam dieser Moment dann endlich und ca. 2 Monate nach Einreichung meiner Bewerbung hatte ich die Zusage. Somit ging ein langersehnter Traum für mich endlich in Erfüllung.
In meiner Vorstellung war das Theologiestudium immer das Ziel, auf das ich so lange hingearbeitet habe und die Zielgerade in Gottes Plan für mein Leben. Doch jetzt merke ich, dass es „nur“ ein weiterer Schritt auf meinem Weg mit ihm ist und Gott mich darüber hinaus auch gebrauchen will und wird. Ich war mir sicher, dass das Studium sein Plan ist und ich ihm mit der Ausübung dessen die Ehre geben würde, weil es das ist, was er für mich vorbereitet hat. Ich dachte immer, dass, wenn ich irgendwann die Zusage habe und hier das Studium anfange, alles super wird.
Gewissermaßen ist es auch so. Ich liebe es, hier leben, lernen (sowohl im Akademischen als auch im Leben generell) und wachsen zu dürfen. Aber es ist nicht alles immer toll und rosig.
Schon zwei Wochen nach Beginn der Vorlesungen hatte ich meinen ersten kleinen „Nervenzusammenbruch“. Die griechischen Vokabeln gingen nicht in meinen Kopf rein, die Grammatik bereitete mir erst recht Probleme und ich war restlos überfordert. Mit jeder weiteren Vorlesung wurde es schwieriger und ich spielte immer mehr mit dem (absolut lächerlichen) Gedanken, das Studium an den Nagel zu hängen (und das nach erst drei oder vier Wochen). Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens und Abwägens fiel mir auf, dass mich kein anderes Studium so erfüllen würde wie dieses. Und außerdem war ich mir ja auch sicher, dass es zur Ehre Gottes diene. Also Augen zu und durch, oder?
Das Studium fordert mich auf die verschiedensten Arten und Weisen heraus und ich muss immer wieder einen Weg finden, damit umzugehen und klarzukommen. Und gerade das ist es, was mich wachsen lässt. Ich werde mit Glaubensansichten konfrontiert, die nicht unbedingt meinen entsprechen, und es werden Thesen aufgestellt, die mein Gottesbild hinterfragen und verändern. Selbst die einfachsten Dinge, wie das Lernen und Vorbereiten auf den Unterricht, sind immer wieder kräftezehrend. Und trotzdem kann ich Gott mit meinem Tun die Ehre geben.
Vor lauter Reden über Gott will ich nicht den Fokus auf ihn und das Reden mit ihm vergessen. Ich darf mich immer wieder neu auf ihn ausrichten und auf ihn hören. Und ich darf erleben, wie er Wahrheiten in mein Leben hineinspricht und mich immer wieder auf die nächste Herausforderung vorbereitet, die kommt. Ich darf erleben, wie sein lebendiges Wort mich verändert und einen anderen Menschen aus mir macht. Und als dieser veränderte Mensch werde ich weiterhin geprägt und darf jetzt und auch später andere prägen.
Neben dem Studium fordert mich auch das Leben in einer 6er WG immer mal wieder heraus. Ich wohne mit fünf anderen Mädels zusammen und auch das ist immer wieder aufs Neue spannend, weil wir als so unterschiedliche Persönlichkeiten das Leben miteinander leben und teilen dürfen und es dabei auf jeden Fall auch zu Konflikten kommt. Aber auch darin liegt so ein Schatz, da wir uns gegenseitig ergänzen und herausfordern können, um das Beste aus der anderen rauszuholen. Wir prägen einander und dürfen miterleben, wie jede einzelne von uns mit kleinen oder größeren Herausforderungen des Alltags kämpft, können uns gegenseitig ermutigen und Siege feiern.
Ich darf lernen, hier meine Gaben nochmal ganz neu zu Gottes Ehre einzusetzen, muss lernen, mich nicht immer direkt mit anderen zu vergleichen und mich damit kleinzumachen, sondern darf es wertschätzen, wenn andere ihre Gaben schon einsetzen und kann wahrscheinlich sogar davon lernen.
Meinen Stolz und mein blindes Streben nach Perfektion sind auch Eigenschaften, die ich lernen darf, an Gott abzugeben und ihn wirken zu lassen. Natürlich heißt das nicht, dass ich nicht mein Bestes geben darf, aber wenn ich das mache, darf ich Gott getrost den Rest überlassen, muss nicht die besten Noten schreiben, um zufrieden zu sein. Ich darf nach Exzellenz streben und mich bemühen, Dinge so gut wie möglich zu machen. Aber ich muss nicht über meine Grenzen hinausgehen, wenn ich nicht mehr kann. Gerade dann hat Gott die Möglichkeit zu wirken und das, was ich angefangen habe, zu vollenden und gut zu machen. Ich darf also meine Schwachheit akzeptieren, weil Gott gerade in dieser stark ist. In diesem Prozess erkenne ich, dass ich mein Leben nicht allein auf die Reihe kriegen muss und immer wieder neu auf Jesu‘ Kraft und Güte angewiesen bin.
Heilige Momente in meinem Studium sind die Momente, in denen ich erleben darf, dass Gott gerade in meiner Schwachheit wirkt, verherrlicht wird und auch die Dinge, die ich verbockt habe, zum Guten wenden kann und wird.
Es motiviert mich immer wieder, mir selbst zu sagen, dass ich mein Bestes geben darf, aber nicht die Beste sein muss, um Gott zu ehren. Ihn will ich mit dem, was ich mache, sage und denke widerspiegeln. Und außerdem erkenne ich immer mehr, dass ich das hier nicht mache, um selbst groß rauszukommen, sondern um den groß zu machen und dem die Ehre zu geben, der es über alle Maße verdient hat: Jesus.