Alles zu seiner Ehre…?!

Eines unserer Formate, nennt sich „WORKAHOLY“ – ein grandioses Wortspiel aus „workaholic“ und „holy“. Darin wollen wir von unserem Arbeitsalltag erzählen und heilige Momente teilen. Heute nimmt uns Jasmin mit in ihren Alltag als Theologiestudentin.


Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre.

1. Korinther 10:31

Vor ca. einem halben Jahr, ungefähr einen Monat nach Beginn meines Studiums, saß ich mit einer Freundin in der Bib und habe gelernt. Ich versuchte, mir die Grammatik des Alt-Griechisch (in dem das Neue Testament geschrieben wurde) anzueignen und sie las sich die Folien einer ihrer Recht-Vorlesungen durch. Nach ungefähr einer Stunde schaute sie mich an, seufzte und schrieb auf den Rand ihres Papiers, dass sie keine Lust mehr habe. Ich nahm ein Taschentuch, schrieb darauf: „for His glory“ und schob es zu ihr rüber. Kurz vorher hatten wir uns nämlich darüber unterhalten, dass wir beide mit unserem Leben und dementsprechend auch unserem Studium Gott dienen und ehren wollten.
Dieses Taschentuch wurde die nächsten paar Stunden etliche Male von ihr zu mir und umgekehrt geschoben. Tatsächlich waren wir dadurch motivierter.

Aber was heißt es jetzt eigentlich konkret für mich, Gott die Ehre zu geben?

Seit September lebe ich im Schwarzwald und habe das Privileg Theologie studieren zu dürfen. Jahrelang habe ich auf den Moment gewartet, in dem ich endlich mit der Schule fertig bin, um mich dann an der Hochschule meiner Wahl bewerben zu können. Nach einigen Jahren des Wartens kam dieser Moment dann endlich und ca. 2 Monate nach Einreichung meiner Bewerbung hatte ich die Zusage. Somit ging ein langersehnter Traum für mich endlich in Erfüllung.
In meiner Vorstellung war das Theologiestudium immer das Ziel, auf das ich so lange hingearbeitet habe und die Zielgerade in Gottes Plan für mein Leben. Doch jetzt merke ich, dass es „nur“ ein weiterer Schritt auf meinem Weg mit ihm ist und Gott mich darüber hinaus auch gebrauchen will und wird. Ich war mir sicher, dass das Studium sein Plan ist und ich ihm mit der Ausübung dessen die Ehre geben würde, weil es das ist, was er für mich vorbereitet hat. Ich dachte immer, dass, wenn ich irgendwann die Zusage habe und hier das Studium anfange, alles super wird. 
Gewissermaßen ist es auch so. Ich liebe es, hier leben, lernen (sowohl im Akademischen als auch im Leben generell) und wachsen zu dürfen. Aber es ist nicht alles immer toll und rosig.
Schon zwei Wochen nach Beginn der Vorlesungen hatte ich meinen ersten kleinen „Nervenzusammenbruch“. Die griechischen Vokabeln gingen nicht in meinen Kopf rein, die Grammatik bereitete mir erst recht Probleme und ich war restlos überfordert. Mit jeder weiteren Vorlesung wurde es schwieriger und ich spielte immer mehr mit dem (absolut lächerlichen) Gedanken, das Studium an den Nagel zu hängen (und das nach erst drei oder vier Wochen). Nach einem kurzen Moment des Nachdenkens und Abwägens fiel mir auf, dass mich kein anderes Studium so erfüllen würde wie dieses. Und außerdem war ich mir ja auch sicher, dass es zur Ehre Gottes diene. Also Augen zu und durch, oder?

Das Studium fordert mich auf die verschiedensten Arten und Weisen heraus und ich muss immer wieder einen Weg finden, damit umzugehen und klarzukommen. Und gerade das ist es, was mich wachsen lässt. Ich werde mit Glaubensansichten konfrontiert, die nicht unbedingt meinen entsprechen, und es werden Thesen aufgestellt, die mein Gottesbild hinterfragen und verändern. Selbst die einfachsten Dinge, wie das Lernen und Vorbereiten auf den Unterricht, sind immer wieder kräftezehrend. Und trotzdem kann ich Gott mit meinem Tun die Ehre geben.

Vor lauter Reden über Gott will ich nicht den Fokus auf ihn und das Reden mit ihm vergessen. Ich darf mich immer wieder neu auf ihn ausrichten und auf ihn hören. Und ich darf erleben, wie er Wahrheiten in mein Leben hineinspricht und mich immer wieder auf die nächste Herausforderung vorbereitet, die kommt. Ich darf erleben, wie sein lebendiges Wort mich verändert und einen anderen Menschen aus mir macht. Und als dieser veränderte Mensch werde ich weiterhin geprägt und darf jetzt und auch später andere prägen.

Neben dem Studium fordert mich auch das Leben in einer 6er WG immer mal wieder heraus. Ich wohne mit fünf anderen Mädels zusammen und auch das ist immer wieder aufs Neue spannend, weil wir als so unterschiedliche Persönlichkeiten das Leben miteinander leben und teilen dürfen und es dabei auf jeden Fall auch zu Konflikten kommt. Aber auch darin liegt so ein Schatz, da wir uns gegenseitig ergänzen und herausfordern können, um das Beste aus der anderen rauszuholen. Wir prägen einander und dürfen miterleben, wie jede einzelne von uns mit kleinen oder größeren Herausforderungen des Alltags kämpft, können uns gegenseitig ermutigen und Siege feiern.
Ich darf lernen, hier meine Gaben nochmal ganz neu zu Gottes Ehre einzusetzen, muss lernen, mich nicht immer direkt mit anderen zu vergleichen und mich damit kleinzumachen, sondern darf es wertschätzen, wenn andere ihre Gaben schon einsetzen und kann wahrscheinlich sogar davon lernen.
Meinen Stolz und mein blindes Streben nach Perfektion sind auch Eigenschaften, die ich lernen darf, an Gott abzugeben und ihn wirken zu lassen. Natürlich heißt das nicht, dass ich nicht mein Bestes geben darf, aber wenn ich das mache, darf ich Gott getrost den Rest überlassen, muss nicht die besten Noten schreiben, um zufrieden zu sein. Ich darf nach Exzellenz streben und mich bemühen, Dinge so gut wie möglich zu machen. Aber ich muss nicht über meine Grenzen hinausgehen, wenn ich nicht mehr kann. Gerade dann hat Gott die Möglichkeit zu wirken und das, was ich angefangen habe, zu vollenden und gut zu machen. Ich darf also meine Schwachheit akzeptieren, weil Gott gerade in dieser stark ist. In diesem Prozess erkenne ich, dass ich mein Leben nicht allein auf die Reihe kriegen muss und immer wieder neu auf Jesu‘ Kraft und Güte angewiesen bin.

Heilige Momente in meinem Studium sind die Momente, in denen ich erleben darf, dass Gott gerade in meiner Schwachheit wirkt, verherrlicht wird und auch die Dinge, die ich verbockt habe, zum Guten wenden kann und wird. 

Es motiviert mich immer wieder, mir selbst zu sagen, dass ich mein Bestes geben darf, aber nicht die Beste sein muss, um Gott zu ehren. Ihn will ich mit dem, was ich mache, sage und denke widerspiegeln. Und außerdem erkenne ich immer mehr, dass ich das hier nicht mache, um selbst groß rauszukommen, sondern um den groß zu machen und dem die Ehre zu geben, der es über alle Maße verdient hat: Jesus.

Ich bin da – und was nun?

Kathi, 23, studiert Sonderpädagogik. Ist begeistert davon, andere Menschen, Kulturen und Länder kennenzulernen. Liebt es ausgiebig in Gemeinschaft zu frühstücken. Erlebt während Gebetsspaziergängen den besten Austausch mit Gott..


Ich bin da – in dem Hotspotcamp der EU – und was nun?

Ich bin da, an einem Ort, der von der EU über Jahre hinweg als Hotspot der Flüchtlingsthematik gesehen wurde. Das Moria Camp auf Lesbos. Ein Ort, an dem viel zu viele Menschen schon viel zu lange in kleinen Zelten und Baracken unter schlimmsten, teilweise unmenschlichen Lebensbedingungen leben mussten und auch weiterhin leben. Vor Ort zu sein heißt nicht unbedingt, dass man in alles einen Einblick bekommt. Und es heißt auch bei weitem nicht, alles verändern zu können. Ich habe oft abends reflektiert, was das vor Ort sein heute für mich spezifisch bedeutet hat. Manchmal ging es darum, praktisch anzupacken. Die Habseligkeiten einer Familie durch das ganze Camp zu tragen und in einem neuen Zelt ein Zuhause zu schaffen. Aber immer wieder ist es auch notwendig, Personen von einer Panikattacke zu beruhigen und Arzttermine für sie auszumachen. Im Allgemeinen geht es wohl darum, das Beste aus dem zu machen, was der Ort zu bieten hat. Es geht darum, Beziehungen aufzubauen zu den Menschen, für die die sozialen Kontakte und die Gemeinschaft aufgrund ihrer Kultur vor allem stehen und die mit ihrer Offenheit, Herzlichkeit und Gastfreundschaft beeindrucken.  

Ich bin da – auf Lesbos nach dem Feuer – und was nun?

Ich bin an einem Ort, der seit dem großen Brand im September 2020 nicht mehr derselbe ist und Menschen innerhalb und während ihrer Flucht durch einen weiteren Grund fliehen lässt. Ein Ort, der sich ständig verändert. Von dem Leben auf der Straße über kleine und große Schritte zu der Errichtung eines neuen Camps. Besonders hier stellt sich heraus, wie die vielen Männer, Frauen und Kinder in den letzten Monaten oder Jahren ihrer Flucht gelernt haben, mit fast nichts zu überleben. Sogar auf der Straße wird man noch zu einem Tee eingeladen. Vieles bleibt dabei aber vor meinen Augen auch verborgen. Zum Beispiel dass die Polizei eine Menschenmenge mit Tränengas in Schacht zu halten versucht. Manchmal ist das vor Ort sein dazu da, um eine verzweifelte Frau lange und fest zu umarmen, mit ihr zu weinen und für sie zu beten. Und vor Ort zu sein, heißt manchmal auch mitzubekommen, wie sich ein Mann für eine ihm unbekannte Großfamilie mit kleinen Kindern für ein gutes, wetterfestes Zelt einsetzt und nicht nur sein eigenes Wohlergehen im Blick hat. Es handelt sich also um einen Ort, der unglaublich viele Emotionen für alle Beteiligten bereithält. Besonders die Hoffnung in einer oft so scheinbar hoffnungslosen Welt dieses Camps zieht sich durch diesen Ort. Hoffnungen auf einen Arzttermin, auf einen Transfer aufs Festland, auf mehr Essen, auf ein größeres Zelt, auf vieles mehr. Es sind alles Hoffnungen, die sehr oft durch die Entscheidungen anderer Menschen wieder zerstört werden und die Campbewohner in völliger Abhängigkeit von anderen Menschen leben lassen. 

Ich bin da – zurück in meiner Heimat – und was nun?

Im direkt am Wasser gebauten Camp herrschen zusätzlich durch Wind und Wetter wirklich menschenunwürdige Lebensumstände. Die kalten Wintermonate verbringe ich im Warmen. Das vor Ort sein heißt hier für mich, dass ich mein Studium fortsetzen kann, das Haus täglich verlassen darf, Freunde und Familie sehen kann und ich relativ selbstbestimmt lebe. Für mich stellt sich die Frage, was die Zeit auf Lesbos in mir verändert hat, wie ich mit diesen Erlebnissen weiterhin umgehe und vor allem, was andere Leute mit meinen Erzählungen anfangen können und sollen. Ich habe dazu weniger Antworten als ich sie gerne hätte. Vielleicht eher Reflexionsfragen, die vor allem mir gelten, vielleicht aber auch dich zum Nachdenken anregen. Ich habe mir vor Ort vorgenommen, die Menschen und ihre Situation im Gebet weiterhin zu begleiten. Dreimal darfst du raten. Es gelingt mir so viel weniger, als ich es mir wünschen würde. Die erste Woche in Deutschland wollte ich auch erst mal gar nichts mehr davon hören, geschweige denn davon erzählen. Erzählungen über die schreckliche Situation vor Ort sind für die meisten nicht so sehr neu. Für den Zuhörer wird es vermutlich nur etwas konkreter und persönlicher. Dass es ein Ort ist, der in seiner Form schon lange nicht mehr bestehen sollte, ist bezogen auf das ganze Ausmaß, vermutlich trotzdem nur Wenigen klar.

Mit der durch Berichte und Bilder geschürten Aufmerksamkeit für das Camp kann ich eventuell zu der Unterstützung der Organisationen vor Ort, zu der Teilnahme an Demonstrationen und zu dem Beten für diese vielen Menschen aufrufen. Aber was ist nun, wenn ich wieder in meiner Heimat bin, weit weg von der Lebenssituation so vieler geflüchteter Menschen und eingehüllt in meinen sicheren Alltag. Ein Gedanke, der mich hier beschäftigt, wurde mir schon vor meiner Abreise mitgegeben. Was passiert denn in meiner Heimat mit den Menschen, die es in mein Herkunftsland geschafft haben? Wie gehe ich oder wie gehen wir als Gesellschaft mit ihnen um? Setze ich mich für sie ein? Menschen, deren Traumatisierungen mit dem Erreichen eines sogenannten sicheren Landes nicht einfach aufgehoben sind. Menschen, deren Hoffnung auf eine Einreise nach Deutschland erfüllt wurde. Aber bin nicht ich diejenige und sind nicht wir diejenigen, die mal wieder die Hoffnung zerstören? Sind nicht manchmal auch wir die Menschen, die Deutschland als ein unpersönliches und kaltes Land erscheinen lassen, in dem die Bürokratie und das Arbeiten oft einen zu hohen Stellenwert einnimmt? Ich muss mir selbst die Frage stellen, ob ich nicht zuerst hier an dem Ort, an dem ich jetzt nun mal bin, anfange zu wirken. Anfange, mit den Leuten Zeit zu verbringen, sie zu schätzen und willkommen zu heißen und nicht schon wieder darüber nachdenke, erneut ins Camp oder das nächste Land zu reisen. Das ist sicherlich wichtig und die Unterstützung der Organisationen vor Ort ist notwendig. Aber das sind nicht die einzigen Menschen, die Hilfe brauchen. 

Wir sind da – genau an diesem Ort – und was nun? 


Foto: Silas Zindel

Die Kunst des Helfens

Damaris. 26. Referendarin. Begeisterte Gastgeberin. Liebt es Gott in der Natur und im gemeinsamen Lobpreis zu begegnen.


Hier war ich nun. Im neuen temporären Camp auf Lesbos. An der europäischen Außengrenze statt wie geplant in Südamerika. Im Oktober statt wie geplant im September, da der Brand im Camp Moria auch meinen Plan B erst einmal durchkreuzt hatte. Aber jetzt war ich hier, überaus motiviert. Endlich konnte ich meine freie Zeit zwischen Studium und Referendariat dazu nutzen, Menschen in Not aktiv zu helfen. Jesu Liebe in praktischer Weise weiterzugeben. Doch nach meinem ersten Tag im Camp war ich einfach nur enttäuscht. Ich hatte keineswegs das Gefühl, den Menschen zu helfen – eher im Gegenteil…

Eine meiner Aufgaben an Tag eins bestand nämlich darin, zusammen mit einer anderen Freiwilligen einigen Familien neue Behausungen zuzuweisen. Aufgrund des Regens waren ihre Zelte am Tag zuvor überflutet worden und sie waren übergangsweise in einer der großen Hallen untergekommen. Von unserem Housing-Koordinator hatten wir einen Zettel mit möglichen freien Zelten bzw. Zelthälften (meistens leben zwei Parteien in den 12m² Zelten) bekommen. Die Familien waren allerdings keineswegs zufrieden mit unseren Vorschlägen. An jedem Zelt, das begutachtet wurde, gab es etwas auszusetzen: zu nah am Meer, zu instabil, mit den Nachbarn käme man nicht klar. Sie wollen lieber ihr altes Zelt reparieren, wollen mit den Großeltern zusammenbleiben und so weiter. Es wurde diskutiert und nach Alternativen gesucht. Am Ende des Tages blieben fast alle Familien eine weitere Nacht in der Halle, weil keine zufriedenstellende Behausung gefunden werden konnte. Gefühlt hatte also alles nichts gebracht: das ganze Verhandeln, das Nachvollziehen der verschiedenen Standpunkte und das Abwägen der wenigen Optionen. Enttäuscht und müde vom vielen Laufen fiel ich in mein Bett. So hatte ich mir die Arbeit auf Lesbos nicht vorgestellt. Ich war gekommen, um den Menschen dort zu helfen. Nicht mit dem Anspruch, dauernd ein „Danke“ zu bekommen oder den Leuten täglich ein Lächeln aufs Gesicht zaubern zu können. Allerdings schon mit der Vorstellung zu bewirken, dass sich durch meine Arbeit die Menschen zumindest für einen Moment besser fühlten. Mit ihnen zu diskutieren und ihnen versuchen klarzumachen, dass dieses Zelt leider ihre letzte Option sei, gehörte für mich nicht zur Definition von Helfen. In den zwei Monaten auf Lesbos lernte ich jedoch, dass jemanden zu helfen sehr facettenreich sein kann.

Nach meinem ersten Tag lag ich u.a. enttäuscht im Bett, da ich meine Aufgabe, die Familien in neuen Zelten unterzubringen, nicht erfolgreich erledigt hatte. Mir wurde beteuert, dass das ganz normal sei und dass sich das Finden von neuen Behausungen, mit denen alle Beteiligten zufrieden sind, auch über mehrere Tage ziehen könne. Trotzdem fühlte es sich nicht gut an. Ich konnte den Familien nicht dabei helfen, wieder ihre eigenen vier (Zelt)Wände zu haben, anstatt in einer riesigen Halle ohne Privatsphäre schlafen zu müssen. Am Ende konnte ich kein direktes Ergebnis vorweisen. Heißt das nun, dass ich ihnen nicht geholfen habe? In der Situation fühlte es sich so an, doch rückblickend kann ich sagen, dass meine Hilfe darin bestanden hatte, zu versuchen, ihre Standpunkte zu verstehen, Verständnis zu zeigen und Alternativen zu suchen. Der Handlungsspielraum der NGOs im Camp ist leider sehr eingeschränkt, sodass die direkte, benötigte Hilfe oftmals nicht geleistet werden kann. Dieses Gefühl der Hilflosigkeit kann sehr niederschmetternd sein, gerade weil man ja zum Helfen gekommen ist. Silas, ein weiterer Freiwilliger, erzählte bei einer Andacht am Morgen von einer ähnlichen Situation. Nach einem schlimmen Unwetter kam ein Geflüchteter zu ihm und beschwerte sich über die miserablen Zustände im Camp. Silas fühlte sich hilflos, da er keinen der erwähnten Punkte ändern konnte. Er wusste nicht, was er sagen sollte, also hörte er dem Mann einfach nur zu. Nachdem dieser seinen ganzen Frust in einem Monolog abgelassen hatte, bedankte er sich bei Silas und ging.

Als Christen dürfen wir uns sicher sein, dass Gott uns auf dieser Erde gebrauchen möchte. Das tut er auch, wenn wir uns gerade hilflos fühlen und daran zweifeln, ob unsere momentane Arbeit überhaupt noch Sinn ergibt. Oftmals können wir Menschen auch auf anderen Wegen helfen, die uns selbst vielleicht klein oder unbedeutend vorkommen.   

Die Zeit mit EuroRelief auf Lesbos hat meine Definition von Helfen erweitert. Es geht nicht immer darum, ein Ergebnis vorzuweisen oder zu bewirken, dass beide Seiten sich direkt danach besser fühlen. Ich bin jedoch dankbar, dass ich auch ganz viele Momente erleben durfte, in denen strahlende Augen und ein „tashakur“ (Danke) die ganz natürlichen Reaktionen auf meine Hilfe waren.


Foto: Silas Zindel

Alltagspropheten Talk #19 – The Chosen One

Jonas. 24. Christlicher Medizinstudent. Begeistert von Nächstenliebe. Lebt immer mal wieder außerhalb seiner Komfortzone. Potentialentfalter. Wanderlust. Möchte von anderen inspiriert werden und andere inspirieren und bereichern. Herz für (medizinische) Entwicklungszusammenarbeit. Motto: Wir können zwar nicht die ganze Welt verändern, aber das Leben und somit die Welt einer Person.


Joschka hat mit seinem Gast Jonas über Studieren in Heidelberg und Helfen in Afrika gesprochen. Was Jonas in Uganda gemacht hat und was ihn heute noch dorthin verbindet, darum geht es in der aktuellen Folge.

Kinder sind unsere Zukunft

Neues Jahr, neues Konzept. So läuft das bei Alltagspropheten. Während sich sonst alles verändert, ist Veränderung für uns die einzige Konstante. Eines unserer neuen Formate, die ab jetzt monatlich erscheinen, nennt sich „WORKAHOLY“ – ein grandioses Wortspiel aus „workaholic“ und „holy“. Darin wollen wir von unserem Arbeitsalltag erzählen und heilige Momente teilen. 


Debby. 26 Jahre jung. Zuhause = Jesus. Leidenschaftliche Kindheitspädagogin.  Kaffeeliebhaberin. Große Liebe zum Sommer. Reisen und entdecken dieser wunderschönen Welt. Bibelschülerin im wunderbaren Glaubenszentrum im Harz. 

„Wie kannst du nur im Kindergarten arbeiten? Kinder sind doch so nervig!“ Unzählige Male wurde mir dieser Satz schon entgegengeschleudert. Vielleicht ist es genau das, was auch du zu mir sagen würdest?!

Meine Antwort ist immer dieselbe: Es gibt nichts Sinnvolleres und Wichtigeres, als sich in Kinder zu investieren. Steile Aussage, aber lass mich versuchen dir das näher zu erklären.

Die ersten sieben Jahre eines Kindes sind die prägendsten und entscheidend für das gesamte restliche Leben. Neueste Forschungen haben ergeben, dass die Bildung der eigenen Weltanschauung bereits mit dem 6. Lebensjahr abgeschlossen ist. Danach wird sie nur noch leicht verändert. Lenin, einer der Väter des Kommunismus, soll gesagt haben: „Gebt mir vier Jahre zur Unterweisung von Kindern und der Same, den ich säe wird nie mehr ausgerissen werden.“ Diese Aussage zeigt, dass das was in den ersten Jahren in die Kinder gelegt wird, Samen sind, die bleiben. Kinder sind offen, ahnungslos und wissbegierig. Was wir ihnen in den ersten Jahren vermitteln, prägt ihre Überzeugungen, ihren Charakter und ihre Weltanschauung. Wir können also dazu beitragen, dass gute Samen in sie gesät werden.

Erfahrungen zeigen mir, dass es einfacher ist, in Kinder zu investieren und eine positive Veränderung zu sehen, als erwachsene Frauen und Männer zu verändern. Das was wir in Kinder hinein säen wird heranwachsen – sei es gute oder schlechte Saat. Was für eine unglaublich verantwortungsvolle, aber auch wertvolle und lebensprägende Arbeit! Das Beste an meinem Beruf ist jedoch, dass sich mein Glaube und mein Beruf darin vereinen. In der Bibel sehen wir, dass Jesus Kinder extrem wichtig sind und sein Herz für Kinder schlägt: „Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran!” (Markus 10,13) Und weiter: “Er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie. (Markus 10,16) Ich möchte mich mit seinem Herzschlag eins machen und immer mehr ein Herz haben, dass voller Leidenschaft für Kinder schlägt.

Die Kinder in meiner Kindergartengruppe und auch alle anderen auf dieser Welt haben keine Wahl in welche Familie sie hineingeboren werden. Eltern sind ihre ersten Vorbilder und sie verlassen sich auf diese. Leider sind viel zu viele Eltern heute jedoch keine guten Vorbilder mehr. Einige Fakten zeigen uns, dass viel zu viele Kinder in Deutschland in schrecklichen Verhältnissen aufwachsen: Laut Statistischem Bundesamt 2019 wachsen 2,2 Millionen Kinder ohne einen Vater auf und nach den Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistik wurden 2019 über 16000 Kinder Opfer von sexueller Gewalt, die Täter stammen oftmals aus dem familiären Umfeld.

Ich habe die Möglichkeit, den Kindern das Gefühl zu geben, dass sie geliebt, wertvoll und kein Zufall sind. Ich darf gute Werte in sie hineinlegen und ihnen ein gutes Vorbild sein, welches auf Jesus und seinem Wort gegründet ist. Gott sagte uns vor langer Zeit bereits voraus was passiert, wenn Kinder ohne biblische  Werte und Normen aufwachsen: „Ohne Gottes Weisung verwildert ein Volk; doch es blüht auf, wenn es Gottes Gesetz befolgt:“ (Sprüche 29,18) Aus diesem Grund ist es wichtig eine Sicht für die nächste Generation zu haben und sie mit Jesus vertraut zu machen und zwar, solange sie noch jung sind.

Versuch doch deinen Blick zu ändern – von den nervigen Kindern hin zu: Kinder sind unsere Zukunft. Du kannst dazu beitragen, dass Kinder heranwachsen, die gute Vorbilder haben und in die gute Samen gesät werden.


Das Beitragsfoto hat unsere Autorin selbst gemacht.

Warum Journalist?

Neues Jahr, neues Konzept. So läuft das bei Alltagspropheten. Während sich sonst alles verändert, ist Veränderung für uns die einzige Konstante. Eines unserer neuen Formate, die ab jetzt monatlich erscheinen, nennt sich „WORKAHOLY“ – ein grandioses Wortspiel aus „workaholic“ und „holy“. Darin wollen wir von unserem Arbeitsalltag erzählen und heilige Momente teilen. Heute geht es los mit dem ersten Text von Joschka aka spaghettihirn, in dem er erzählt, warum er Journalist werden wollte.



Es gibt viele Fragen, aber wenige, die wohl jede/r im Leben mal gestellt bekommt. Eine davon droht spätestens am Ende der Schulzeit. Manche hassen sie, manche haben weniger ein Problem mit ihr. Es geht um die Frage, was man beruflich machen will. Ich wusste das schon früh. Bauer mit eigenem Hof oder Zoodirektor. Hauptsache irgendwas mit Tieren. Das war in der Grundschule. Danach war mir die Frage lange Zeit egal. Gerade noch rechtzeitig vor dem Ende meiner Schulzeit legte ich mir einen Plan zurecht und beschloss, zu versuchen, Journalist zu werden. Dass das Ganze einige Jahre später tatsächlich klappen würde, hatte ich mir lediglich erträumt.

Doch warum Journalist? Einem Lehrerhaushalt entstammend und weil ich meine eigene Schulzeit nicht nur genoss, konnte ich mir nie vorstellen, eines Tages in die Schule zurückzukehren. Auch viele andere Berufe kamen nicht in Frage, da ich keine große Leidenschaft für Technik oder Wirtschaft besaß. Nach dem Ausschlussverfahren blieb am Ende nicht mehr so viel übrig. Es sollte auf jeden Fall etwas Kreatives und Abwechslungsreiches sein und aus dem Mythos des Unbekannten heraus, fiel meine Wahl letztendlich auf Journalismus. Ich informierte mich, wie ich Journalist werden konnte und fand heraus, dass es viele Wege gab. Studium, Volontariat, Quereinstieg. Ich beschloss es auf die klassische Weise zu probieren. Irgendetwas studieren, in meinem Fall Geschichte und Politikwissenschaften, dann über Praktika versuchen, reinzurutschen und schließlich ein Volontariat machen. Dieser Plan festigte sich während meines Bundesfreiwilligendienstes und noch im Sommer danach absolvierte ich mein erstes zweiwöchiges Praktikum in einer Lokalredaktion. Angefixt von dem spannenden Beruf wollte ich in meinen ersten Semesterferien direkt daran anknüpfen und machte ein zweites vierwöchiges Praktikum bei einer anderen Lokalzeitung. Das lief leider nicht ganz so wie erhofft, weshalb ich für die nächsten anderthalb Jahre von meinem Wunsch, Journalist zu werden, abrückte. Ich spielte sogar mit dem Gedanken meine Studienfächer zu wechseln und doch Lehrer zu werden.

Ein paar Monate später stand ich an einem warmen Frühlingstag im Garten meiner Eltern, während mein Vater grillte und sprach mit ihm über meine Zukunftspläne. Ich erzählte von dem unglücklichen Praktikum und dass ich nicht mehr Journalist werden wollte, sondern vielleicht Lehrer. Er hörte mir aufmerksam zu und meinte nach einer Weile: „Du wirst doch wohl nicht wegen eines schlechten Praktikums deinen Traum aufgeben. Probiere es doch nochmal bei einer anderen Zeitung.“ Im ersten Moment hörte sich dieser Vorschlag unbequem an, aber irgendwo hatte er Recht. Also bewarb ich mich nochmal bei einer anderen Zeitung um ein Praktikum und erhielt einige Monate später tatsächlich einen Platz.

Mein drittes Praktikum entpuppte sich als voller Erfolg. Bevor es richtig losging, war ich mächtig nervös. Ich betrachtete es irgendwie als meine letzte Chance, die ich mir selbst gegeben hatte und betete vorher, dass Gott mir Gelingen schenken möge. Vom ersten Tag an, war ich von der positiven Atmosphäre in der Redaktion überrascht. Der Ressortleiter nahm sich vor der Konferenz ein paar Minuten, um mit mir zu sprechen. Die Leute interessierten sich wirklich für mich und förderten mich, obwohl ich „nur“ Praktikant war. Bereits nach einer Woche wurde mir eine freie Mitarbeit angeboten, die ich dankend und mit großer Freude annahm. Dass war stets das Ziel meiner Praktika gewesen, aber dass es im dritten Anlauf so schnell klappen würde, damit hätte ich nicht gerechnet. Die restlichen Praktikumswochen vergingen und in den kommenden Monaten arbeitete ich neben dem Studium als freier Mitarbeiter weiter für die Redaktion. Ich hatte einen Fuß in der Tür und war glücklich.

Langsam neigte sich mein Bachelorstudium dem Ende zu und damit stellte sich die Frage, wie es danach weitergehen sollte. Master, Volontariat oder doch Journalistenschule? Aber dort war es bekanntlich schwer, einen Platz zu ergattern. Dennoch war es stets mein Traum gewesen und ich beschloss, es mit einer Bewerbung zu versuchen…

Warum ich noch Journalist werden wollte?

  • Weil ich es wichtig finde, als Christ nicht in einer christlichen Blase zu arbeiten.
  • Weil Fakten systemrelevant sind.
  • Und weil ich Idealist bin.

by spahettihirn, der mittlerweile in Ausbildung an einer Journalistenschule ist und sich noch mehr auf das Berufsleben danach freut.


Danke an Markus Winkler für das Beitragsfoto von Unsplash.