Vorbild? Jesus!

Flooo. 29. Landesjugendreferent beim Südwestdeutschen EC-Verband. Glücklicher Familienvater und begeisterter Jesus-Nachfolger.


Wenn ich so über verschiedene Vorbilder nachdenke, fallen mir zwei verschiedene Arten ein. Zum einen kann ich Vorbilder nehmen, die mich ganz persönlich geprägt haben. Das sind oft Leute, die mir nahestehen – wie meine Eltern oder ein Jugendleiter, der mich während meiner Zeit als Teenager geprägt hat. Dann gibt es aber auch noch Vorbilder, die vielleicht gerade aus der Distanz heraus stark prägen können. Berühmte Persönlichkeiten, wie Musiker und Künstler oder auch Politiker und Aktivisten. Durch ihre Werke, ihr Wesen und ihre Art schaffen sie es, Eindrücke bei uns zu hinterlassen, die uns ins Staunen bringen und inspirieren ihrem Vorbild zu folgen.

Ich selber bin Christ und habe viele Vorbilder gehabt, die mich im Glauben inspiriert, ermutigt und vorangebracht haben. Das waren sowohl Vorbilder aus meinem direkten Umfeld, aber auch Vorbilder, die ich nie persönlich kennengelernt habe. 

Doch ein Vorbild, das alles überragt, ist der Ursprung aller Vorbilder im Glauben: Jesus selbst. Jesus trägt als Sohn Gottes (Markus 1,11), Mittler der Schöpfung (Kolosser 1,16) und Sündenbock für die Schuld der Welt (Johannes 1,29) einige Titel mit sich herum. Er ist womöglich die bedeutendste Figur der Weltgeschichte und legt in so vielem eine beeindruckende Art an den Tag. 

In Johannes 8 wird von einer Geschichte berichtet, wo Jesus mit einer sehr herausfordernden Situation konfrontiert wird. Er ist gerade im Tempel in Jerusalem, um zu beten, als jüdische Schriftgelehrte, die ihn verachteten, eine Ehebrecherin zu ihm bringen. Diese Frau müsste nach dem Gesetz für ihre Taten gesteinigt werden. Jesus, der das Gesetz in keiner Weise auflösen oder aufheben möchte, steht nun vor der Herausforderung diese Situation irgendwie zu lösen. Er könnte die Frau abkanzeln für ihre Sünde und sie ihren Peinigern überlassen. Das wäre nach dem Gesetz korrekt. Doch Jesus entscheidet sich für einen anderen Weg. Er lädt die Schriftgelehrten ein, über ihr eigenes Leben nachzudenken –  mit den berühmten Worten:

„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe zuerst einen Stein auf sie.“

Die Bibel. Johannes 8,7.

Daraufhin verlassen die Schriftgelehrten die Szene und Jesus und die Frau werden alleine gelassen. Niemand ist da um sie zu verurteilen. Jesus tritt zu der geschundenen Frau und sagt zu ihr:

„Auch ich verurteile dich nicht. Gehe nun hin und sündige fortan nicht mehr.“

Die Bibel. Johannes 8,11.

Er rettet der Frau das Leben. Aber zu welchem Preis? Widerspricht Jesus nicht an der Stelle dem Gesetz von Mose? Muss er die Frau nicht für das, was sie getan hat, verurteilen? Wie kann er sagen „Ich verurteile dich nicht“? Ich glaube Jesus kann das sagen, weil wenige Zeit später er selbst das Urteil für diese Frau auf sich nehmen wird. Jesus stirbt am Kreuz für die Schuld dieser Welt. Für die Schuld dieser Frau, sodass sie nicht sterben muss, sondern leben kann. Diese Szene treibt mir die Tränen in die Augen, da ich hier jemandem vor mir habe, der nicht nur weise Worte von sich gibt. Sondern jemanden, der bereit ist sein Leben zu geben für die Verurteilten und die Ausgeschlossenen. An vielen anderen Stellen kann man diesen Geist von Jesus sehen und nicht anders als staunen über diese Liebe, die dieser Jesus zu anderen Menschen hat. 

Doch Jesus ist nicht nur ein entferntes, distanziertes Vorbild. Jesus lebt in mir (Galater 2,20) und kommt ganz nah an mein Herz. Wenn man die großen Vorbilder, denen man zeitlebens nachgelaufen ist, dann doch mal kennenlernt, merkt man schnell wie sie auch entzaubert werden können. Nämlich, dass diese Vorbilder dann plötzlich gar nicht mehr so beeindruckend sind, wie man es zuerst gedacht hätte.

Doch bei Jesus finde ich das anders. Wenn er mir nahekommt, wird seine Art, wie sie in der Bibel beschrieben wird, plötzlich ein persönlicher Zugang, bei dem er mir die Hand ausstreckt und nicht zulässt, dass ich zuschanden werde. Dort wird er mir Vorbild, indem er mir dient – ein großartigeres Bild für gute Vorbilder werde ich nirgendwo finden.

Flüchtlinge, Frechheiten, Fantasie

Shit, habe ich das Handy mitgenommen? Ich greife hektisch an die Tasche meiner Arbeitshose. Zum Glück, ich hab‘s mit. Das wär’s ja noch gewesen. Bin eh schon spät dran. Sorry, ich hab mich gar nicht vorgestellt. Ich bin Bernd. Bernd Rau, Klempner hier in Brothausen. Geschäft läuft okay. Hab ne kleine Firma mit drei Angestellten. Boris, Detlef und Želko. Wir sind die einzigen hier im Ort, Fachkräftemangel. Deswegen haben wir immer alle Hände voll zu tun. Reich werden kannste damit nicht, aber zum Leben reicht‘s. Bin gerade auf dem Weg zur Baustelle. Und es ist schon dreiviertel acht. Deswegen die Eile. Die Jungs sind wahrscheinlich schon fleißig dabei. Das sind echt gute Leute. Bin froh, dass ich die hab. Das ist heute ja nicht mehr selbstverständlich. Die meisten in meiner Branche nehmen nur noch die Rumänen, Ukrainer, Türken und was nicht alles. Da kannste froh sein, wenn du noch deutsch mit denen sprechen kannst. Aber ich kann mich nicht beklagen. Gut, der Boris und der Želko, die sind aus Bulgarien. Aber das sind gute Jungs, die sind auch schon einige Jahre da. Ich glaub, der Želko ist sogar hier geboren. Wie auch immer. 

Gerade wird hier im Ort ein Gebäude kernsaniert. Und wir sind gerade dabei die ganzen alten Rohre rauszureißen und neu zu verlegen. Die Frist ist knapp, bin gespannt ob wir da pünktlich fertig werden. Bin angekommen. Stell den Wagen ab, schnapp mir mein Zeugs und nix wie hoch in den dritten Stock. Ganz schön runtergekommen hier. Die Sanierung hatte die Bruchbude hier echt nötig. Auf der Treppe fällt mir noch ein, dass ich den Jungs noch ein bisschen Feuer machen muss. Im positiven Sinn. „Moin“, sag ich. „Moin, Chef“, sagt Detlef. „Wir haben schon mal die Kippe für den ganzen Schrott da unten aufgebaut. Kann losgehen hier!“. „Wunderbar“, sag ich. „Wir müssen heute mit der halben Etage hier fertig werden, schaffen wir das?“, frag ich energisch. Boris runzelt die Stirn und brummt: „Dann mal los!“ 

Wir ackern bis zur Frühstückspause. Schweißen den ganzen Schrott nach unten, aber die haben hier gute Kupferrohre verbaut. Die sind was wert und wir können die zum Glück behalten. Deswegen sammeln wir die hier drin. Draußen kann sich ja jeder bedienen. „Jungs, ich muss nochmal in die Firma fahren und das ein oder andere erledigen. Bin gleich zurück!“ Den ganzen Papierscheiß, Dokumentation, Rechnungen, Steuern, Telefonate und so weiter. Wenn das nicht wäre, wäre das echt einer der geilsten Jobs der Welt. Mit den Jungs auf der Baustelle. Zusammen was schaffen, das macht echt Spaß. Aber muss halt sein.

Zurück auf der Baustelle. „Und Männer, alles klar hier?“ „Geht voran“, sagt Želko. Aber seit ner Stunde wühlt da ne Frau in unserem Container rum. Ich glaub, die sucht was zum Verkaufen. Ich hab schon gerufen, sie soll weggehen, aber hat sie nicht gemacht.“ Ich sag: „Wie, die fühlt da rum. Zeig ma!“ Wir gehen zum Fenster und ich schau runter. Da wühlt echt ne Frau in der Kippe rum. Ich fasse es nicht! Das ist ja dreist! Und komisch, die muss ungefähr mein Alter sein, aber irgendwie türkisch oder Persien oder so. Warum ist die da? „Ich geh runter und klär das mal“, sag ich. Auf Weg nach unter spielen sich schon alle möglichen Gesprächsszenarien in meinem Kopf ab. Bin sehr gespannt, was das da gleich gibt. Ob die überhaupt deutsch versteht? „Entschuldigung?!“, rufe ich. „Was machen Sie denn da?“ Sie springt erschrocken aus unserer kleinen Mulde. Sie sieht ziemlich mitgenommen aus. Die Sachen sehen alt und durchgetragen aus, aber nicht so pennerhaft, sondern nur alt. Die Angst steht ihr ins Gesicht geschrieben. Ich hebe beschwichtigend eine Hand. „Keine Angst, ich will ja nur mal fragen, weil das da meine Mulde ist“, sag ich ruhig. Sie zieht die Schultern hoch. „Sorry, sorry, for mother-in-law“, erwidert sie in mit starkem Akzent. „A okay, verstehen Sie deutsch?“, frage ich. „Deutsch, bisschen“, entgegnet sie mit einem leicht gezwungenen lächeln. Die Situation wurde jetzt etwas entspannter. „Und was willst du mit dem Schrott, verkaufen? Brauchst du Geld? Sell for money?“, sagte ich und versuchte es mit unbeholfener Gestikulation zu unterstützen. Leider war mein Englisch eine Katastrophe. Sie nickte. „Yes, yes. Mein mother-in-law und ich, refugees, flüchten, from Syria. She said, maybe, ich kann sell scrap“, sagt sie nach Wörtern ringend. „Schrott verkaufen!“, helfe ich ihr auf die Sprünge. Sie nickt. „We live next to Recycling-center.“ „Wertstoffhof, aha, haben Sie eine Wohnung gefunden, found apartment?“ „Just a room, we get a little money, but need more, to buy bed and cooker.“ “O Mann, nicht mal Bett und Herd haben Sie. Haben Sie noch mehr Familie, Mann, Kinder?“, frag ich. Die haben doch eigentlich immer Familie dort. Ihr Blick wird traurig und sie schaut zu Boden. „No, no, my husband, my father-in-law, brother-in-law died in war. And I have no contact to my old family, because I became a Christian, they are Muslim. But my mother-in-law, she is from Germany, from here, Brothausen. She came to Syria 30 years ago.” Aus Brothausen, dachte ich, die muss ich doch kennen. Als ich Kind war, sind einige hier aus dem Dorf ausgewandert. Gab keine Arbeit und dann sind viele gegangen. „Aha, vielleicht kenn ich die ja, von früher!“, antworte ich ihr. „Und wissen Sie was, Sie können hier alles mitnehmen, was Sie brauchen können! Und sagen Sie einen lieben Gruß an die Schwiegermutter!“ „Thank You, danke!“, sagt sie mit leuchtenden Augen. 

Ich dreh mich um, geh wieder hoch und fühle mich irgendwie gut, dass ich helfen konnte. „Und Chef, haste Sie weggeschickt?“; fragt Boris. „Ne, die ist ganz arm dran, Flüchtling aus Syrien. Die ist wohl mit ihrer Schwiegermutter gekommen, die kommt wohl ursprünglich hierher. Familie ist im Krieg gestorben, und so weiter, aber habs nicht alles genau verstanden. Und sie ist irgendwie Christ aber ihre Familie nicht oder so. Egal, die haben da wohl nen Zimmer neben dem Wertstoffhof und ihre Schwiegermutter hat sie Schrott sammeln geschickt, dass sie sich Möbel kaufen können“, erklär ich die Szene in Kurzform. „Ja, macht die jetzt weiter?“, fragt Želko. „Jo, ich habs ihr erlaubt. Die hat ja sonst nix“, sag ich. „Das ist doch kaum zu fassen“, bemerkt Detlef etwas ausgebracht. „Die kommen von überall her, fressen unsere Steuergelder und jetzt nehmen sie schon unseren Schrott und unsere Wertstoffe und irgendwann klauen sie uns die Arbeitsplätze.“ „Detlef, mach ma halblang“, sag ich. „Das sind zwei arme Frauen, die ihre Familie im Krieg verloren haben.“ „Ja weißte, meine Mutter ist mit 39 an Krebs gestorben und mein Vater hat gesoffen wie ein Loch. Ich hab mich auch hochkämpfen müssen, dass ich jetzt da bin, wo ich bin und hab nix vom Staat bekommen.“ Wir diskutierten noch ein bisschen. Aber gut. Ich will die Stimmung in der Firma nicht zerstören, muss ja auch jeder seine politische Meinung finden.

Am nächsten Tag, noch morgens, wir waren gerade gut am Schaffen, ruft Boris: „Chef, die ist wieder da.“ Und tatsächlich, da unter war sie wieder und suchte nach Verwertbarem. Die Sache war mir gestern Abend nicht aus dem Kopf gegangen. Ich hatte mich gefragt, ob man nicht mehr tun könnte oder müsste, ohne jetzt irgendwie über die Stränge zu schlagen. Ich hatte da schon eine Idee, aber wer weiß, wie die Jungs reagierten. „Wisst ihr was?“, rief ich. „Die teuren Kupferrohre hier, schmeißt die einfach runter.“ „Jetzt ehrlich?“, fragt Zelko. „Jap“, sag ich. „Chef, du meinst es wohl ein bisschen zu gut“, sagt Detlef. „Ich werd aber nicht kürzer treten, nur wegen irgendeiner Flüchtlingsfrau.“ „Mensch Detlef, hab ich je schlecht gezahlt? Das geht natürlich auf meine Kappe“, sag ich etwas genervt und enttäuscht über das Misstrauen. Aber man kann es eben nicht allen recht machen. Während des Tages, schaue ich immer mal wieder raus, ob sie die Kupferrohre auch nimmt. Tut sie. Davon kriegt sie auf jeden Fall erstmal alles, was sie braucht. Am späten Nachmittag fahre ich dann nochmal ins Büro für ein paar Anrufe und Papier. 

Als ich gegen Abend rauskomme, steht die Frau vor mir. „Hallo“, sag ich. „Thank You, I know, you give the tubes”, erwidert sie strahlend. “Man tut, was man kann”, sag ich möglichst bescheiden und geschmeichelt. „May I ask you something rude?“ Was war nochmal `rude´? Meine Vokabelkenntnis ist einfach peinlich. Irgendwie bin ich gespannt, was sie jetzt sagt. „Ja, was denn?“, frag ich. „Please, could you offer me a job? I need it for application for residence in Germany, and for money, so I can take care for my mother-in-law.” Ich gucke etwas überrascht oder entsetzt? Weiß nicht, ich kann mich ja nicht selbst sehen. Ich runzle die Stirn und atme seufzend aus. Keine Ahnung, ob ich mir das leisten kann. „Was können sie denn?“, sondiere ich. Was wird das hier eigentlich, ein Bewerbungsgespräch auf dem Bürgersteig? „In Syria, I work in administration in a company.“ Mh, klingt mir nicht nach handwerklich begabt. Aber wenn sie nur etwas besser deutsch sprechen könnte, könnte ich sie als Art Sekretärin gebrauchen. Dann wär ich auch diesen ganzen Telefon- und Papierscheiß los. „Wissen Sie was?“, sag ich. „Ich sage ihnen morgen Bescheid, was ich machen kann. Ist das okay?“ „O, thank you, vielen Dank“, antwortet Sie etwas ungläubig, aber hoffnungsvoll. „Wie heißen Sie eigentlich?“ „Ruth“, sagt sie. „Bernd“, sag ich. 

Seitdem ist ein halbes Jahr vergangen. Ich hatte mir den nächsten Tag frei genommen, um mich nach allen möglichen Dingen zu erkundigen. Rechtliches, Finanzielles und nach Deutschkursen. Dann habe ich am nächsten Tag die frohe Kunde überbracht. Der Deal, den ich mir überlegt hatte, war folgender: Ich stellte Ruth auf 450 Euro Basis an, aber sie besuchte zwei Monate lediglich den Deutschkurs, den ich über die Firma finanzieren konnte. Ab dann konnte ich sie in die Firma einarbeiten, aber nur halbtags, während sie weiterhin deutsch lernte. Das Telefonieren musste ich erstmal noch übernehmen. Aber sie war erstaunlich geschickt mit allen möglichen PC-Geschichten und Verwaltungssachen, die für mich immer nur undurchsichtig und nervig waren. Seit vier Wochen hat sie einen richtigen Arbeitsvertrag. Die Jungs mussten das erstmal schlucken, besonders Detlef. Želko und Boris sind da glaub ich verständnisvoller, weil deren Eltern selbst mit nichts hierher kamen. Aber jetzt, wo sie sehen, dass ich viel mehr Zeit habe, um vor Ort mit anzupacken, haben sich alle Zweifel gelegt. Für die Firma war die ganze Sache schon ein finanzielles Wagnis. Mein Gewinn war ziemlich dünn die letzten Monate, aber so ist das als Selbstständiger. Es geht eben mal hoch, mal runter. Seit einigen Wochen geht’s allerdings hoch. Seitdem Ruth voll mitarbeitet, schaffen wir wesentlich mehr Aufträge. Und die jüngsten Neuigkeiten? Aber behaltet sie für euch! Heute habe ich Ruth gefragt, ob sie mit mir ausgeht. Sie hat Ja gesagt.

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Alltagspropheten Talk #13 – mit Alex von den O‘Bros

Heute ist es endlich soweit 🙌🏻
Wir launchen eine neue Podcast-Folge der besonderen Art, in der sich Larissa mit Alex von den O’Bros anlässlich der aktuellen AP-Serie „Alltagshelden“ über das Thema „Vorbilder“ unterhält.

Wer die beiden Brüder Alex und Maxi O. nicht kennt, was mittlerweile sehr unwahrscheinlich ist, der checkt am besten mal schnell ihren Instagram und Spotify Account:

https://instagram.com/obros_official?igshid=10asg99xwj15f

https://open.spotify.com/artist/30vrenVnQWKWHe1rG3AwIy?si=t0-Zx8eGRlCruWLXtHnt6g

In der 30-minütigen Folge reden die beiden nicht nur über die Menschen, die für Alex eine große Rolle in seinem Leben spielen, sondern auch darüber, welche Punkte ihm bei einem Vorbild eigentlich wichtig ist. Alex erzählt außerdem, wie er damit umgeht, als Vorbild in der Öffentlichkeit zu stehen und wie er es geschafft hat, vor diesem großen Druck keine Angst mehr zu haben!

Und natürlich stellt sich Alex auch euren Entweder-Oder-Fragen, welche ihr uns im Vorhinein geschickt habt 😉 Wenn ihr erfahren wollt, warum er gerne mehr Vertrauen lernen möchte, wieso er selbst in Berlin gerne mit öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs ist und vieles mehr, dann checkt diese Folge mal bei Spotify, Apple Podcasts oder direkt oben aus.

Viel Spaß dabei ☺️

PS: Lasst uns gerne bei Instagram unter dem Post wissen, wie euch die Folge gefallen hat und ob wir sowas öfter machen sollen:)

Mein Vorbild, meine Maßstäbe und Ich

Ich bin Julia, 22 Jahre alt und studiere Soziale Arbeit in Jena. Nach meinem Studium möchte ich in die Drogenarbeit einsteigen, um den Menschen am Rande der Gesellschaft mit Gottes Liebe zu begegnen. Generell bin ich ein bisschen crazy drauf, humorvoll und aufgeschlossen gegenüber neuem. Eine meiner großen Leidenschaften ist die Fotografie.


Ganz viele Kinder identifizieren sich mit irgendeinem fiktiven Charakter. Wer ist dein/e KindheitsheldIn?

Ich erinnere mich gern an meinen Helden zurück, denn er hat meine jungen Jahre nachhaltig geprägt – Monkey D. Ruffy. Falls dir dieser Name kein Begriff ist, dann ist das auch nicht so schlimm. Ruffy ist in dem Anime One Piece der Hauptcharakter, welcher die Meere umsegelt, um den größten Schatz der Welt zu finden. Als kleines Mädchen verbrachte ich einige Nachmittage vor dem Fernseher, damit ich direkt in seine Abenteuer eintauchen konnte. Seine tiefe Freude über das Unbekannte beeindruckte mich sehr. Er ist mutig, humorvoll, wertschätzend und immer für seine Freunde da. Er verkörpert einen Mann, welcher das Leben mit einer Leichtigkeit genießen kann und trotzdem den schwierigen Zeiten zuversichtlich entgegenschaut. Ich liebte es mich in die Fantasiewelt von diesem Anime zu begeben. An einigen Tagen wünschte ich mir, dass ich einschlafe und für kurze Zeit eine Person in der Serie sein darf, ein Teil seiner Crew. Mit dem Älterwerden realisierte ich, dass es sich doch komisch anfühlt, keine echten Vorbilder in der Realität zu haben. Es wurde merkwürdig sich in erdachten Welten teilweise wohler zu fühlen als im Hier und Jetzt.

Während meiner super tollen Teenagerjahre wechselten meine Vorbilder sehr regelmäßig. Manchmal war es einer meiner Mitschüler wegen seines Notendurchschnitts von 1,1. Drei Wochen später dann Justin Biber, der die tiefgreifendsten Songtexte schrieb. Nach weiteren vier Wochen wurde es Mario Götze, als er die deutsche Nationalmannschaft zum Weltmeistertitel schoss. Fünf Wochen danach erkannte ich in dem Model Adriana Lima mein neustes Vorbild, da sie nur einen Körperfettanteil von 23% hatte. Doch sechs Wochen später wurde es eine Person, welche ich schon persönlich kannte – meine Englischlehrerin. Sie fand mich weinend im Gang, nachdem ich durch meine nächste fünf in Mathe versetzungsgefährdet war. Sie sah mich, wie es keines meiner vorherigen Vorbilder konnte. In diesem Moment erkannte ich, welche Menschen mich wirklich inspirieren. Es sind Menschen, die echt sind, Authentizität ausstrahlen, ihrem Nächsten in Liebe begegnen und ihren eigenen Stolz zurückstellen. Sie lassen Schwäche zu, gehen offen mit ihren Fehlern um, haben ein weiches Herz und brauchen die Anerkennung von anderen nicht. Sie sind zufrieden, dankbar, nicht nachtragend und leben ihr Leben nicht für sich selbst. Diese Eigenschaften haben viele meiner Vorbilder.

Eins dieser Vorbilder und eine ganz besondere Frau möchte ich euch gern vorstellen – Donna Schoon.

Vielleicht fragst du dich jetzt, warum mein Vorbild eine 81-jährige Oma ist. Nun ja, sie erfüllt tatsächlich jede einzelne Eigenschaft, welche ich oben aufgezählt habe. Ich erinnere mich gern an meine erste Begegnung mit ihr zurück. Das war im Spätsommer 2017 in Holsbybrunn, einem kleinen Ort in Schweden. Donna kam auf mich zu und fragte einfach nur nach meinem Namen. In diesem Moment verspürte ich einen enormen Schwall von Liebe durch meinen Körper strömen. Sie sah mich nicht nur, sondern schaute mir direkt ins Herz. 

Jedes Gespräch, welches ich mit ihr erleben durfte, half mir mich selbst besser kennen und verstehen zu lernen. Sie ist eine der besten Zuhörer überhaupt und talentiert darin, die richtigen Gegenfragen zu stellen.

Seit drei Jahren betet Donna wöchentlich für mich. Dies ist für mich die höchste Form der Wertschätzung, welche sie mir entgegenbringt. Jemand denkt an mich, nimmt mich ernst und sagt mir, dass ich wertvoll und geliebt bin. Tatsächlich hat weder Monkey D. Ruffy, noch Adriana Lima oder Justin Biber mein Leben so sehr verändert wie diese 81-jährige Frau. Vor einiger Zeit überlegte ich, wie ich im hohen Alter gern sein möchte. Dabei erkannte ich, dass es mein größter Wunsch ist, dass mein Charakter Donnas ähnlich werden soll. Ihre Liebe zu Gott, sich selbst und ihren Mitmenschen kann ich fast nicht in Worte fassen. Ihr Glas ist auch in den dunkelsten Zeiten ihres Lebens stets halb voll gewesen. 

Eines weiß ich: sie ist nicht aus eigener Kraft zu dem Menschen geworden, der sie heute ist. Es war ihr Schöpfer selbst, welcher ihr Sein veränderte und ihr ermöglicht heute ein Vorbild für so viele junge Menschen zu sein. Alles, was sie tut und sagt, spiegelt Gottes Heiligen Geist wider, der sie erfüllt. 

Das kann man auch super im Römerbrief in Kapitel 12, Vers 2 nachlesen: „Richtet euch nicht länger nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet […].“ Donna lebt mir vor, wie das konkret aussehen kann. Danach sehne ich mich und darauf arbeite ich hin – über das Leben und andere Menschen in einer neuen Weise zu denken und allein aus Gottes Gnade zu handeln. 

Zum Schluss möchte ich dir gern eine Frage stellen. An wem orientierst du dich? Welchen Personen erlaubst du es, Einfluss auf dein Fühlen, Denken und Handeln zu haben?


Das Beitragsbild wurde von Julia selbst aufgenommen.