Ich wünschte, ich könnte nicht mehr beten!

Natalie. 21. Studentin. Liebt es tiefe Gespräche mit Leuten zu führen und dabei Gottes Wirken zu erkennen.

So gut wie jeder hat schon mal gebetet, auch wenn es nur ein Stoßgebet nach einem Unfall war. Aber ist das Beten nur ein Selbstgespräch oder kommen die Worte wirklich bei Gott an? Hat Gebet reale Auswirkungen? Wenn ja, warum nutzen wir das nicht mehr aus?

Eine Studie beweist, dass Veranstaltungen zum Thema Gebet, die am wenigsten besuchten Angebote in Gemeinden sind.

Ok, ich gebe zu, dass ich diese Studie selbst durchgeführt habe und so ganz offiziell ist sie nicht. Aber meine jahrelange Beobachtung ist, dass durchschnittlich unter 10 Prozent aller Gottesdienstbesucher auch die Gebetsveranstaltungen besuchen. Und selbst bei diesen Veranstaltungen liegt der Altersschnitt in unserer Gemeinde bei ca. 73,5 Jahren.

Warum gilt Gebet als etwas Trockenes, Eingestaubtes und nicht so Wichtiges? Die Erklärung ist ganz einfach: Man sieht die realen Auswirkungen nicht, jedenfalls nicht direkt. Na ja und wenn man nicht an Gott glaubt, wären es stundenlange Selbstgespräche.

Aber was ist Gebet wirklich? Ich habe dazu vor einiger Zeit mal ein paar Zeilen aufgeschrieben:

Ich wünschte, ich könnte nicht mehr beten,
Zu einem fernen Gott, ein steifes Reden,
Leere Worte, nicht mit Leben,
Ein „Für-sich-nehmen“ nicht ein Hingeben.

Ich wünschte, ich könnte nicht mehr beten,
Sondern nur noch mein Herz zerreißen,
Mit ehrlichen Klagen schmeißen,
Eingefahrene Gedanken entgleisen.

Ich wünschte, ich könnte nicht mehr beten,
Sondern nur noch Bitten zum Vater zerren,
Die Dunkelheit und Sünde ausleeren,
Und Gottes ewige Visionen nähren.

Ich glaube, dass allein schon das Wort „Gebet“ etwas in uns auslöst, was uns davon abhält.

Man denkt an ein paar Leute, die still und etwas gelangweilt in einem Kreis sitzen und nacheinander ein paar Worte vor sich hinsagen. Und wer hat sich nicht selbst schon dabei ertappt, wie er alle drei Minuten auf die Uhr schaut. Wenn Gebet das ist, dann ist verständlich, warum vor allem junge Leute keine Lust auf längere Gebetszeiten haben.

Aber die Wirklichkeit sieht ganz anders aus! Wenn sich Leute  zum Gebet versammeln, ist Jesus höchst persönlich mit dabei (Matthäus 18, 20). Engel werden ausgesendet (Daniel 10). Gottes Geist kann durch Gebet neue Fähigkeiten schenken (2. Timotheus 1,6). Himmlische Feste werden gefeiert, wenn jemand zu Gott kommt (Lukas 15,7). Paulus beschreibt mächtige Waffen, die man im Gebet einsetzen kann:

„Mit ihnen [den mächtigen Waffen Gottes] zerstöre ich feindliche Festungen: Ich bringe falsche Gedankengebäude zum Einsturz und reiße den Hochmut nieder, der sich der wahren Gotteserkenntnis entgegenstellt. Jeden Gedanken, der sich gegen Gott auflehnt, nehme ich gefangen und unterstelle ihn dem Befehl von Christus.“

1. Korinther 10, 4+5 (Gute Nachricht Übersetzung)

Trotzdem muss ich ehrlich gestehen, dass ich selbst in 90 Prozent der Fälle überhaupt keine Lust, Kraft, Nerven und Zeit zum Beten habe. Aber ich glaube, das liegt oft nicht nur an mangelnder Selbstdisziplin, sondern auch daran, dass in der unsichtbaren Welt ein Kampf zwischen Gott und seinem Gegenspieler stattfindet. Wenn ich jetzt mit meinem Gebet auf Gottes Seite kämpfe, dann versucht Gottes Gegenspieler mich vom Beten abzuhalten.

Vor kurzem habe ich mir an einem Tag vorgenommen für meine Gemeinde zu beten. Es war schon spät abends und ich war überhaupt nicht motiviert und dachte mir: „Ich bin doch viel zu müde und konzentrieren kann ich mich sowieso nicht“. Aber ich habe mich aufgerafft und angefangen zu beten. Ich bat Gott darum, dass er mir ein Herz für die Gemeinde gibt. Nach einiger Zeit ist mir dann eine Bibelstelle eingefallen, durch die mir ein Problem in unsere Gemeinde aufgefallen ist. Mich hat das so berührt, dass ich anfangen musste mit weinen und plötzlich voller Leidenschaft für meine Gemeinde beten konnte! In solchen Momenten fällt mir auf, dass es  fast nichts Schöneres gibt, als begeistert für etwas zu kämpfen. Und die Müdigkeit war auch vorerst verschwunden.

Ich will dich ermutigen, dich neu in den Kampf des Gebets stürzen, deine Bequemlichkeit überwinden und Zeit darin zu opfern! Es hat größere Auswirkungen, als du dir erträumen kannst!

Ich wünschte wir könnten nicht mehr beten,
Sondern nur noch leidenschaftlich vor Gottes Thron streiten,
Selbst wenn wir meinen, es seien nur Kleinigkeiten,
Selbst wenn wir meinen, wir hätten nicht die Fähigkeiten.
Fangen wir an, denn wir haben die Möglichkeiten!


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Vielen Dank an Stefan Keller für das Beitragbild von Pixabay.

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