Kinder machen Klingelstreiche

Thomas. 32. Elektronikbegeisterter Feinwerkmechaniker. Ist fasziniert, wenn man Gottes Eingreifen beobachten kann.

Unser heutiger Gastautor hat sich die Mühe gemacht und seinen Text aufgenommen. Du kannst ihn dir hier anhören oder einfach weiterlesen.


Es war im Sommer vor drei Jahren. An einem wunderschönen Sonntagnachmittag gönnte ich mir einen Mittagsschlaf. Ich dachte: „Dazu ist doch der Ruhetag da, oder?“ Doch mit der Ruhe nahmen es zwei Jungs aus der Nachbarschaft nicht so ernst. Sie rannten bei mir in den Hof, stiegen die Treppe hoch und drückten an meiner Haustür auf die Klingel – einfach so.

Leicht aufgeregt ging ich an die Tür. Doch die Kinder rannten schnell weg und versteckten sich. Als ich niemanden sah, atmete ich kurz durch – ich war ja jetzt gerade an der frischen Luft – und machte die Tür wieder zu.

Ein paar Minuten später klingelte es wieder. Dieses Mal waren die Jungs etwas provokanter unterwegs und blieben einfach an der Türe stehen und klingelten durchgehend weiter … bis ich die Türe öffnete.

Ich gebe zu: In diesem Moment konnte ich bei diesen zwei Jungs nicht mehr ernst bleiben. 🙂 … Wir setzten uns auf die Treppe, tauschten uns aus und am Schluss bekam jeder eine Fanta-Dose in die Hand gedrückt.

In den Tagen nach diesem Klingelstreich musste ich immer wieder an diese amüsante Begebenheit denken. In einer Kreativphase fing ich an, über die Charaktereigenschaften von „Klingelstreich-Kindern“ ausführlich nachzudenken. Meine Gedankengänge brachten mich zu der Vermutung, dass es wahrscheinlich drei Charakter-Typen gibt:

Typ A: Kinder rennen an die Haustür. Dabei leise und vorsichtig zu sein, kommt für sie aber nicht in Frage. Sie drücken den Klingelknopf meistens nur einmal und rennen sofort weg. Dann tauchen sie nicht mehr auf.

Typ B: Bei diesem Charakter-Typ gehen die Kinder etwas vorsichtiger vor. Sie laufen halbwegs zielgerichtet auf die Haustür zu und drücken ein- oder zweimal auf den Klingelknopf. Auch in diesem Fall rennen die Kinder schnell weg. Allerdings verstecken sie sich hinter der nächsten Mauer, um zu sehen, was passiert. Sie beobachten genau, ob die Haustür oder ein Fenster geöffnet wird.

Dann gibt es noch die aufdringlichere Variante von Klingelstreich-Typen: Typ C: Kinder laufen oder rennen zielsicher an die Haustür und drücken den Klingelknopf – einmal, zweimal, dreimal … und dann ganz viele Male. Sie rennen nicht weg, sondern klingeln einfach weiter …
Als Betroffener fängt es dann meistens an, zu nerven. 😀 Doch mit etwas Geduld und Durchhaltevermögen kann man beobachten, dass die Kinder schon nach vier Minuten aufhören, zu klingeln. Allerdings ist die Klingelpause nach einer Stunde vorbei und die Vielzahl an Klingel-Betätigungen wird wiederholt. In den meisten Fällen kennen die Klingelstreich-Ausführenden ihr Opfer sehr gut und freuen sich auf eine direkte Begegnung.

Meine Kreativphase ging noch weiter. 😀

Meine Gedanken gingen soweit, dass ich mich fragte, warum Jesus in der Bibel an einer Stelle sagt: „… Klopft an, und euch wird geöffnet!“ (Matthäus 7,7) Vielleicht hätte Jesus hier auch sagen können: „Klingelt, und euch wird geöffnet!“, wenn es damals an den Haustüren schon elektrische Klingelapparaturen gegeben hätte. Wie dem auch sei.

Eines geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich glaube, dass viele Menschen sich Gott auf eine langweilige Art nähern – wie mit dem Klingelstreich-Charaktertyp A. Sie „klingeln“ bei Gott, erwarten aber nicht mal eine Reaktion. … Naja, wenn man so betet, ist es kein Wunder, wenn es langweilig wird.

Doch wie würde es aussehen, wenn wir beim Beten erwarten, dass eine Tür aufgemacht wird? … Wie die Jungs mit Charaktertyp C. (Siehe auch Lukas 18,1–8; Lukas 11,5f) Man kommt zielgerichtet vor Gott – vielleicht etwas respektvoller und ehrfürchtiger – und klingelt nicht nur einmal. Man klingelt mehrere Male und wartet auf eine Reaktion.

Also, man muss sich vorstellen: Hier wenden wir uns an den realen Schöpfer, der Himmel und Erde und irgendwann später uns gemacht hat. Es gibt keine höhere Instanz, bei der man ein Anliegen einreichen kann. Wenn nichts passiert, wiederholt man den Vorgang. Man erwartet vielleicht sogar eine direkte Begegnung (hört sich vielleicht komisch an).

Eines will ich hier nicht unter den Tisch fallen lassen: Gott kennt auch eine Zeit des Schweigens. Wenn wir bei ihm klingeln, brauchen wir Geduld.

„Lass Jahwe dich führen! Vertraue ihm, dann handelt er. Er wird dein Recht aufgehen lassen wie das Licht, deine Gerechtigkeit wie die Sonne am Mittag. Werd still vor Jahwe und warte auf ihn!“

(Psalm 37, 5+7)

In solch einer Übergangszeit kann es auch „dran sein“, sich von Gott so verändern zu lassen, wie ER es sich von uns wünscht (siehe Römer 12,2).

„… Diene ihm mit ganzem Herzen und verlangender Seele! Denn Jahwe erforscht alles Herzen und kennt unsere geheimsten Gedanken. Wenn du ihn suchst, lässt er sich von dir finden …“

(1. Chronik 28,9)

Ich möchte dich einladen, offen für Gottes Reaktion zu werden. Erwarte etwas von Gott. Begegne ihm von ganzem Herzen mit einer „verlangenden Seele“. Traue Gott etwas zu – bis sich eine Tür öffnet!

Zugegeben: Dass Gott es manchmal anders kommen lässt, als wir Menschen es uns wünschen, musste ich selbst hautnah erleben. Einer, der zwei Klingelstreich-Jungs, verlor drei Monate später den Kampf gegen einen Hirntumor. Er wusste, dass er für immer bei Gott sein wird.


Vielen Dank an Serge Le Strat für das Beitragsfoto von Unsplash.

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