Mein Vorbild, meine Maßstäbe und Ich

Ich bin Julia, 22 Jahre alt und studiere Soziale Arbeit in Jena. Nach meinem Studium möchte ich in die Drogenarbeit einsteigen, um den Menschen am Rande der Gesellschaft mit Gottes Liebe zu begegnen. Generell bin ich ein bisschen crazy drauf, humorvoll und aufgeschlossen gegenüber neuem. Eine meiner großen Leidenschaften ist die Fotografie.


Ganz viele Kinder identifizieren sich mit irgendeinem fiktiven Charakter. Wer ist dein/e KindheitsheldIn?

Ich erinnere mich gern an meinen Helden zurück, denn er hat meine jungen Jahre nachhaltig geprägt – Monkey D. Ruffy. Falls dir dieser Name kein Begriff ist, dann ist das auch nicht so schlimm. Ruffy ist in dem Anime One Piece der Hauptcharakter, welcher die Meere umsegelt, um den größten Schatz der Welt zu finden. Als kleines Mädchen verbrachte ich einige Nachmittage vor dem Fernseher, damit ich direkt in seine Abenteuer eintauchen konnte. Seine tiefe Freude über das Unbekannte beeindruckte mich sehr. Er ist mutig, humorvoll, wertschätzend und immer für seine Freunde da. Er verkörpert einen Mann, welcher das Leben mit einer Leichtigkeit genießen kann und trotzdem den schwierigen Zeiten zuversichtlich entgegenschaut. Ich liebte es mich in die Fantasiewelt von diesem Anime zu begeben. An einigen Tagen wünschte ich mir, dass ich einschlafe und für kurze Zeit eine Person in der Serie sein darf, ein Teil seiner Crew. Mit dem Älterwerden realisierte ich, dass es sich doch komisch anfühlt, keine echten Vorbilder in der Realität zu haben. Es wurde merkwürdig sich in erdachten Welten teilweise wohler zu fühlen als im Hier und Jetzt.

Während meiner super tollen Teenagerjahre wechselten meine Vorbilder sehr regelmäßig. Manchmal war es einer meiner Mitschüler wegen seines Notendurchschnitts von 1,1. Drei Wochen später dann Justin Biber, der die tiefgreifendsten Songtexte schrieb. Nach weiteren vier Wochen wurde es Mario Götze, als er die deutsche Nationalmannschaft zum Weltmeistertitel schoss. Fünf Wochen danach erkannte ich in dem Model Adriana Lima mein neustes Vorbild, da sie nur einen Körperfettanteil von 23% hatte. Doch sechs Wochen später wurde es eine Person, welche ich schon persönlich kannte – meine Englischlehrerin. Sie fand mich weinend im Gang, nachdem ich durch meine nächste fünf in Mathe versetzungsgefährdet war. Sie sah mich, wie es keines meiner vorherigen Vorbilder konnte. In diesem Moment erkannte ich, welche Menschen mich wirklich inspirieren. Es sind Menschen, die echt sind, Authentizität ausstrahlen, ihrem Nächsten in Liebe begegnen und ihren eigenen Stolz zurückstellen. Sie lassen Schwäche zu, gehen offen mit ihren Fehlern um, haben ein weiches Herz und brauchen die Anerkennung von anderen nicht. Sie sind zufrieden, dankbar, nicht nachtragend und leben ihr Leben nicht für sich selbst. Diese Eigenschaften haben viele meiner Vorbilder.

Eins dieser Vorbilder und eine ganz besondere Frau möchte ich euch gern vorstellen – Donna Schoon.

Vielleicht fragst du dich jetzt, warum mein Vorbild eine 81-jährige Oma ist. Nun ja, sie erfüllt tatsächlich jede einzelne Eigenschaft, welche ich oben aufgezählt habe. Ich erinnere mich gern an meine erste Begegnung mit ihr zurück. Das war im Spätsommer 2017 in Holsbybrunn, einem kleinen Ort in Schweden. Donna kam auf mich zu und fragte einfach nur nach meinem Namen. In diesem Moment verspürte ich einen enormen Schwall von Liebe durch meinen Körper strömen. Sie sah mich nicht nur, sondern schaute mir direkt ins Herz. 

Jedes Gespräch, welches ich mit ihr erleben durfte, half mir mich selbst besser kennen und verstehen zu lernen. Sie ist eine der besten Zuhörer überhaupt und talentiert darin, die richtigen Gegenfragen zu stellen.

Seit drei Jahren betet Donna wöchentlich für mich. Dies ist für mich die höchste Form der Wertschätzung, welche sie mir entgegenbringt. Jemand denkt an mich, nimmt mich ernst und sagt mir, dass ich wertvoll und geliebt bin. Tatsächlich hat weder Monkey D. Ruffy, noch Adriana Lima oder Justin Biber mein Leben so sehr verändert wie diese 81-jährige Frau. Vor einiger Zeit überlegte ich, wie ich im hohen Alter gern sein möchte. Dabei erkannte ich, dass es mein größter Wunsch ist, dass mein Charakter Donnas ähnlich werden soll. Ihre Liebe zu Gott, sich selbst und ihren Mitmenschen kann ich fast nicht in Worte fassen. Ihr Glas ist auch in den dunkelsten Zeiten ihres Lebens stets halb voll gewesen. 

Eines weiß ich: sie ist nicht aus eigener Kraft zu dem Menschen geworden, der sie heute ist. Es war ihr Schöpfer selbst, welcher ihr Sein veränderte und ihr ermöglicht heute ein Vorbild für so viele junge Menschen zu sein. Alles, was sie tut und sagt, spiegelt Gottes Heiligen Geist wider, der sie erfüllt. 

Das kann man auch super im Römerbrief in Kapitel 12, Vers 2 nachlesen: „Richtet euch nicht länger nach den Maßstäben dieser Welt, sondern lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet […].“ Donna lebt mir vor, wie das konkret aussehen kann. Danach sehne ich mich und darauf arbeite ich hin – über das Leben und andere Menschen in einer neuen Weise zu denken und allein aus Gottes Gnade zu handeln. 

Zum Schluss möchte ich dir gern eine Frage stellen. An wem orientierst du dich? Welchen Personen erlaubst du es, Einfluss auf dein Fühlen, Denken und Handeln zu haben?


Das Beitragsbild wurde von Julia selbst aufgenommen.

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