Warum bekomme ich kein Kind?!

Eines unserer neuen Formate, die ab jetzt regelmäßig erscheinen, nennt sich „HIS-STORY-MAKER“. Darin wollen wir aus Sicht derjenigen berichten, mit denen Gott Geschichte geschrieben hat. Einige Bibelgeschichten scheinen nämlich nicht so richtig ins 21. Jahrhundert zu passen. Wir wollen diese Geschichten in verständlicher Sprache nacherzählen &/oder in zeitrelevante Kontexte einbinden.


Ich halte das nicht mehr länger aus. Hier an diesem Festmahl teilzunehmen. Ich kriege keinen Bissen mehr runter, obwohl mein Teller noch fast voll ist. Mein Mann hat mir eine ordentliche Portion drauf gepackt, ja fast doppelt so viel wie seiner anderen Ehefrau. Ich weiß, dass er mir damit seine Liebe zeigen will. Er ist sehr gut zu mir und bevorzugt mich sogar oft, was mir etwas unangenehm ist, weil mir das noch mehr Hass und Verachtung von ihr bringt. Aber im Moment kann ich einfach nichts mehr essen. Der Kloß im Hals versperrt meine Speiseröhre wie ein Korken eine Weinflasche. Diese ständigen Provokationen und Sticheleien von ihr, weil ich meinem Mann noch kein Kind geschenkt habe. Was kann ich denn dafür?! Wir haben es doch schon oft genug probiert. Warum hat es nicht geklappt?! Ich verstehe das einfach nicht. Hätte ich nur ein Kind, wäre mein Leben einfacher. Stattdessen muss ich jedes Jahr an diesen Ort hier mitkommen, um Gott anzubeten und ihm ein Opfer zu bringen. Also mein Mann will das so. Mit der ganzen Familie. Ich finde das ja auch gut, aber dieses Jahr ist mir überhaupt nicht danach, Gott anzubeten. Ich habe nichts wofür ich ihm danken kann. Ich kann nicht mehr. Ich muss hier weg. Raus aus diesem Zelt und weg von all den Menschen. Ich spüre, wie Wut und Trauer langsam in mir aufsteigen und meine Augen langsam wässrig werden. Ich schnappe meinen Umhang und versuche damit, mein Gesicht zu verbergen. Hektisch stehe ich auf und stolpere aus dem Zelt. Bloß weg hier. Ich weiß nicht, wohin ich gehen soll, habe keine Ahnung, wie ich mein Leid ertragen soll. Ich laufe planlos umher und irgendwann bin ich am Tempel angelangt. Na, wenn ich schonmal hier bin, denke ich, kann ich Gott auch mein Leid klagen:


Krass, ein paar Jahre ist es jetzt schon her, seit ich das letzte Mal hier stand. Kaum zu glauben, was alles in dieser Zeit passiert ist. Damals hatte ich fast meinen Glauben an Gott verloren. Ich konnte nicht mehr glauben, dass er es gut mit mir meint. Ich verstehe immer noch nicht, warum alles so kommen musste. Und es fällt mir noch schwerer zu akzeptieren, warum ich Gott nicht verstehen kann, warum er mir seine Pläne nicht offenbart. Ich bin erleichtert, dass diese schlimme Zeit nun endlich hinter mir liegt und ich das irgendwie durchgestanden habe. Ich war nicht allein. Mein Mann war immer für mich da und Gott auch. Selbst, wenn ich das erst im Nachhinein erkannt habe. Ich kann es immer noch kaum glauben, dass er mir endlich, nach so langer Zeit, einen Sohn geschenkt hat. Ich bin überglücklich und Gott unendlich dankbar dafür und will ihn loben:


Inspiriert durch 1. Samuel 1,1-2,8 (BasisBibel). Das Lobgebet von Hanna wurde wörtlich aus 1. Samuel 2,1-8 übernommen. Das Klagegebet ist fiktiv. Diese Geschichte soll dazu beitragen, Verständnis für Frauen in stark patriarchalischen Kulturen zu schaffen, deren eigene Daseinsberechtigung sich maßgeblich durch das Gebären von Nachkommen zum Fortbestand der Familie definiert – auch heute noch. In der alt-orientalischen Kultur ist die Bedeutung und der Fortbestand der Familie kaum zu unterschätzen. Frauen wurden vor allem nach dem Gebären insbesondere männlicher Nachkommen definiert und definierten sich selbst darüber.

by spaghettihirn

Danka an Kat J für das Foto von Unsplash.

Gott – (K)ein Wunschautomat?

Kennst du noch dieses Gefühl, als kleines Kind sehnsüchtig auf Weihnachten zu warten? Auf den Heiligabend, an dem man endlich die Geschenke auspacken durfte? Wochenlang vorher hatte man schon seine Wunschliste fertig geschrieben und hoffte nun darauf, dass die Eltern die Geschenke kaufen und schön einpacken würden. Natürlich hatte man gewisse Vorstellungen davon, welche Sachen man haben wollte und wie diese auszusehen hatten. Und natürlich, so ging es mir jedenfalls, war man mehr als enttäuscht, wenn diese Vorstellungen dann bei der Bescherung nicht erfüllt wurden oder eben kein Geschenk von der Wunschliste unter dem Tannenbaum lag. Hatte man sich ein rosa Fahrrad gewünscht und erhielt vielleicht stattdessen einen Roller, warf man den Eltern entweder einen vorwurfsvollen Blick zu, der sagen sollte: „Ich wollte doch lieber ein Fahrrad, das wusstet ihr doch“, oder man versuchte die Enttäuschung in den Augen zu verbergen und dankbar für das weniger schöne Geschenk zu sein.

Zugegeben, auch wenn ich mich immer noch über Geschenke, die meinen Vorstellungen entsprechen, freue, denke ich heute weniger über diese Banalitäten nach.

Und doch bleibt eine gewisse Erwartungshaltung, die ich immer noch an andere Dinge oder Personen habe. Ich erwarte, das zu bekommen, was ich mir wünsche oder erhoffe. Eine gewisse Art von Egoismus.

Ich frage mich manchmal, ob ich eine ähnliche Erwartungshaltung gegenüber Gott habe. Ich ertappe mich gelegentlich dabei, dass ich Gott auf eine Art „Wunschautomaten“ reduziere, in den ich ein bisschen Kleingeld werfen kann und sofort das gewünschte Produkt erhalte. 

Klar, ein Automat kann nicht anders, darauf ist er schließlich programmiert. Aber kann ich Gott wirklich so behandeln wie einen Automaten?
Natürlich nicht, sagst du jetzt bestimmt. Und doch tue ich es unbewusst.

Nehmen wir an, ich habe meinen Autoschlüssel verloren, und suche ihn angestrengt überall. Wenn das alles nichts nützt, schicke ich, als letzten Ausweg ein kleines Stoßgebet zum Himmel, in der Hoffnung, dass Gott mir mal eben den Schlüssel vor die Nase wirft. Aber was ist, wenn er dies nicht tut und der Schlüssel nicht auf magische Art und Weise wieder auftaucht? Vielleicht sogar tagelang nicht… 

Was, wenn mich Gott in dieser Situation „enttäuscht“ oder hängen lässt? Wie regiere ich dann? Bin ich dann nicht eingeschnappt, verärgert oder vielleicht sogar wütend über Gott? Frage ich mich dann nicht, warum Gott mir jetzt nicht mein Gebet erfüllt? Leider passiert oft genau das. In diesen Situationen reduziere ich Gott dann ganz schnell auf jemanden, der meine eigenen Wünsche durchsetzen soll.

Leider oder auch glücklicherweise tickt er ganz anders, als ich es erwarte. Verstehe mich bitte nicht falsch: Wir können Gott um alles bitten, das sagt er selbst:

„Bittet und es wird euch gegeben.“

(Matthäus 7,7)

Aber ich denke, wir vergessen oft, dass Gott so viel mehr ist, als nur der Automat, der unsere Wünsche erfüllt. Er ist größer, als wir begreifen können und weiß eigentlich viel besser, was wirklich gut für uns ist. In Matthäus 6,5 steht nämlich auch:

„Der Vater weiß besser, was wir benötigen, noch bevor wir darum bitten“. 

Das zu begreifen und zu verstehen, fällt mir echt schwer. Wenn Gott mir nicht das gibt, was ich mir erhoffe, heißt dies nicht, dass ich ihm egal bin. Im Gegenteil. Ich vergleiche Gott zum Verständnis immer ganz gerne mit einem Vater. Ein Vater, der sein Kind liebt, gibt ihm auch nicht alles, um was es fragt. Manche Dinge sind schlecht für mich; und Gott weiß das. Er möchte mir, seinem Kind, nur das Beste geben und wünschen. So ist Gott. Er enthält uns nichts vor, um uns zu verärgern oder vor den Kopf zu stoßen. Eigentlich ist genau das doch wahre Vaterliebe.
Was wäre das für ein Vater, der seinem Kind nichts vorenthält und ihm alle Wünsche erfüllt? Ich kann mir gut vorstellen, wie sich dieses Kind entwickeln wird. Wenn ich meine Gedanken weiter verfolge, bin ich eigentlich ganz dankbar für manch unerfülltes Gebet.

Ich möchte dich zum Schluss einmal fragen: Wie sieht es bei dir aus? Welchen Platz nimmt Gott in deinem Leben ein? Ist er für dich nur ein Wunschautomat oder ein Vater, dem du vertrauen kannst, dass er wirklich Gutes für dich bereithält, auch wenn du es manchmal nicht siehst? Ich möchte dir wirklich Mut machen, über den Tellerrand hinauszublicken und zu entdecken, was Gott für dich bereithält.

Vielleicht betest du oft zu Gott, vielleicht hast du das noch nie getan. Ich will dich diese Woche mal dazu herausfordern, es auszuprobieren und Gott für Dinge in deinem Leben zu danken. 

Falls du regelmäßig betest, habe ich folgende Challenge für dich: Setze dich in der kommenden Woche doch mal damit auseinander, was oder wie Gott für dich ist. Probiere deinen Fokus auf seine Eigenschaften und sein Wesen zu legen, statt auf dich selbst. Ich hoffe, dass du dadurch Gott ganz neu erleben und kennenlernen kannst.

Eure Larissa 


Vielen Dank an Unsplash.com und Priscilla Du Preez für das Bild 🙂

Ich wünschte, ich könnte nicht mehr beten!

Natalie. 21. Studentin. Liebt es tiefe Gespräche mit Leuten zu führen und dabei Gottes Wirken zu erkennen.

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Einen Gang zurückschalten?

Es ist abends. Halb Zwölf. Meine zwei Mitbewohner und ich sitzen nach einem heißen Sommertag im Garten. Aufbruchstimmung und ein bisschen Melancholie liegen in der Luft. Nach zwei Jahren ist die Zeit in London morgen vorbei. Wir beschließen spontan noch ein letztes Bier in unserem Garten zu genießen.

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