In unserer AP-Serie „Back to the Roots“ posten wir bis zum Ende des Jahres die Top-Beiträge vom ersten Jahr Alltagspropheten. Das heißt, alle die neu dazu gekommen sind, kommen auch in den Genuss diese kennenzulernen. Und ihr treuen Leser, die von Anfang an dabei waren… vielleicht entdeckt ihr ja etwas Neues!
Heute gehts weiter mit einem unserer ersten Beiträge vom Dezember 2018
„Und wieder ist Dezember, mitten im Advent“ (1)….
Da schwingt so viel mit: Gemütlichkeit, Langeweile, Vorfreude, Resignation, Erwartung, Ernüchterung, Glühwein, Plätzchen, Wichteln, Handschuhe und Wollsocken, Musik und Lichter, Weihnachtsmarkt, Geschenke, Familie, Tannenduft, Zimt und und und – „Alle Jahre wieder“ (2)
Ist es das? Was macht die Adventszeit eigentlich aus?
Adventsfeiern hier und Weihnachtsfeiern dort, tausende Einladungen bis der Terminkalender platzt und gleichzeitig denkt jeder schon Richtung Jahresende…
„Es kommt ein Schiff geladen, bis an sein‘ höchsten Bord!“ (3) – Also gebt Gas und „macht euch bereit“ (4)!
Irgendwie noch mein Zeug bis Weihnachten durchballern, auf die Feiern gehen, bei denen ich nicht fehlen sollte und wenn ich dann noch einen Tag frei habe, die wichtigsten Geschenke besorgen, basteln und verpacken.
„Wir sagen euch an den lieben Advent. Sehet, die dritte Kerze brennt!“ (5)
Nur noch 8 Tage bis Weihnachten, das wird mal wieder knapp!
„Bist du schon in Advents- oder Weihnachtsstimmung?“
Eine dieser Standard-Smalltalk-Fragen in Dezember-Edition, genauso wie: „Bist du schon angekommen im Advent?“
Weiß ich nicht. Bin ich das? Sollte ich eigentlich, denn darum geht’s ja im Advent. Allein von der Wortbedeutung: Advent heißt ja Angekommen oder Ankunft. Ankommen in der Weihnachtszeit, sich einstimmen auf das Fest der Liebe, und dann auf die Zielgerade Richtung Jahresende, oder?
Vorgestern bin ich krank geworden. Erkältung. Nase zu, dicker Schädel, kleine Augen, Halsschmerzen, das volle Programm! Dank Pharmaindustrie kann man einige Symptome dämpfen oder für eine Zeit verschwinden lassen, aber eine Sache bleibt bei mir immer da: ich kann nicht mehr richtig denken! Ständig ein Gedankenkarussell, immer im Kreis. Mein Gehirn kriegt das dann nicht mehr hin, was es sonst immer leistet: strukturiert, zielorientiert denken. Allein meine Tasche zu packen dauert ewig, weil ich nicht checke, was ich noch brauche für den Tag und was ich überhaupt schon eingepackt hatte. Adventsstimmung? No way! Eigentlich wird mir jetzt, wo alles zu viel wird, erst richtig klar, wonach ich mich schon die ganze Zeit sehne, wenn ich an die Adventszeit denke:
„Weniger Geschenkpapier und goldverschnürtes Glück
Weniger Berieselung mit Glöckchen und Musik
Weniger Termine und Verpflichtung, die uns treibt
Weniger Fassade und mal sehn, was übrig bleibt…“ (6)
Was denn, weniger? Ja, was bleibt denn? Das Schiff kommt doch geladen bis an sein‘ höchsten Bord (3), direkt auf mich zu! Was hat das Schiff denn nochmal geladen? Ich kann den Text nicht. Nur die erste Zeile. Hab wohl nicht gut genug aufgepasst in der Kirche…
„Es kommt ein Schiff geladen bis an sein‘ höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewig’s Wort.“ (3)
Ich lasse das erstmal sacken lassen. Muss das erstmal fassen. O, Déjà-vu! „Alle Jahre wieder“ (2)! An dem Punkt war ich doch letztes Jahr auch schon.
Advent, Ankunft, Ankommen – Jesus, Gottes Sohn kommt in die Welt und will auch in mir und in meinem Herzen einziehen! Bin ich schon soweit? Bin ich schon im Advent angekommen?
„Wie soll ich dich empfangen, und wie begegn‘ ich dir?“ (7)
„Last Christmas, I gave you my heart!“ (8)
Und dieses Jahr? Bin ich soweit? Kann ich schon singen “Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist“ (9)?
„Es kommt ein Schiff geladen“ (3). Und es kommt so oder so. Auch wenn ich nicht vorbereitet bin, auch wenn ich mich nicht danach fühle. Aber wenn es kommt, wenn ER kommt und mein Herz berührt, dann passiert es:
„Zwar ist solche Herzensstube
Wohl kein schöner Fürstensaal,
Sondern eine finstre Grube;
Doch, sobald dein Gnadenstrahl
In denselben nur wird blinken,
Wird er voller Sonnen dünken.“ (10)
Weniger ist Mehr! Das, was übrig bleibt, ist reine Gnadenzeit. Einmal Jesus spüren, und ich kann singen:
„I don’t want a lot for Christmas
There is just one thing I need
And I don’t care about the presents
Underneath the Christmas tree“ (11)
Advent fängt damit an, dass Jesus kommt und mir sagt: „All I want for christmas is You“ (11)! Wenn ich das in mich hinein lasse, fällt dieser ganze Weihnachtsdruck, dieses Weihnachtsdrama ab! Ich sehe die Kostbarkeit dieser Zeit und lauere auf die Momente, wo es still ist. Wie jetzt zum Beispiel, wenn ich mit Tee in meiner Wohnung sitze, schreibe, mich auskuriere und die Gedanken baumeln lasse. Ich denke an Weihnachten, ich denke an Jesus, schließe die Augen und singe still:
„Ich steh an deiner Krippen hier,
O Jesulein, mein Leben;
Ich komme, bring und schenke dir,
Was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel und Mut, nimm alles hin,
Und lass dir’s wohl gefallen!“ (12)
Euer Lukas
Danke an Greg Weaver für das Beitragsbild!
Liedtextquellen:
- Rolf Zuckowski – Auf der Suche nach Weihnachten
- Wilhelm Hey – Alle Jahre wieder
- Daniel Sudermann – Es kommt ein Schiff geladen
- Rolf Zuckowski – Macht euch bereit
- Maria Ferschl – Wir sagen euch an den lieben Advent
- Rolf Zuckowski – Inseln der Stille
- J. S. Bach/ Paul Gerhardt – Wie soll ich dich empfangen (Weihnachtsoratorium)
- Wham! – Last Christmas
- Georg Weissel – Macht hoch die Tür, die Tor macht weit
- J. S. Bach/ Johann Franck Strophe 9 aus „Ihr Gestirn, ihr hohlen Lüfte“ (Weihnachtsoratorium)
- Maria Carey – All I want for christmas is you
- J.S. Bach/ Paul Gerhardt – Ich steh an deiner Krippen hier (Weihnachtsoratorium)