Ist das minimalistisch oder kann das weg?

Am Ende unserer Minimalismus-Serie will ich Bilanz ziehen. Minimalismus – brauchen wir das oder kann das weg?

Eigentlich eine zutiefst minimalistische Frage! Aber ist das auch eine gute Frage? Jein, würde ich sagen und ich erkläre warum. Einerseits hilft mir diese Frage bewusste Konsumentscheidungen zu treffen und mich selbst vor Ramsch und dem Hängen an Dingen zu schützen. Auf der anderen Seite glaube ich, dass diese Frage eine Denkweise fördert, die in erster Linie nach dem Nutzen fragt. Man nennt das auch Utilitarismus. Und das finde ich nicht immer gesund. Ich glaube, dass eine starke Orientierung am Nutzen unsere Empfänglichkeit für Schönheit und Liebe verkümmern lassen kann. Wie meine ich das? 

Kennt ihr Tierdokus? Dort wird oft dargestellt wie Tiere mit großer Farbenpracht und Kreativität um ihre Partner werben. Und auf solche Szenen gibt es zweierlei Sichtweisen. Die eine ist utilitaristisch und evolutionistisch und würde eine solche Szene zum Beispiel so verstehen: Das Vogelmännchen hat über tausende Jahre diese Art von Farben entwickelt, weil sich herausgestellt hat, dass das die Wahrscheinlichkeit erhöht, sein Erbgut in irgendeinem Vogelweibchen versenken zu können. Eine andere Sichtweise wäre, einfach zu staunen und sich an der verschwendungsbereiten Schönheit zu freuen, die einen an die Liebe und Hingebung erinnert, die auch zwischen Menschen blühen kann. Liebe und Schönheit haben einen Zweck, aber sie brauchen ihn nicht und interessieren sich nicht dafür. Die erste Sichtweise ist richtig, aber die letztere ist gut. Ich glaube, dass ein utilitaristischer Minimalismus uns taub und blind machen kann für Dinge, die das Leben ausmachen.

Brauchen wir also Minimalismus? Ja unbedingt! Aber besser wäre es, wir bräuchten ihn nicht. Minimalismus ist im Prinzip eine Haltung, die sich über die Abgrenzung von einer ungesunden Konsumkultur definiert. Und genau das finde ich gut. Minimalismus sollte seine rebellische Anti-Haltung behalten und die Machtausübung der Werbungsbranche und anderen indirekten Konsumzwängen konterkarieren. Gäbe es die nicht, bräuchten wir keinen Minimalismus. Der Minimalismus hilft uns in einer komplexen Welt etwas klarer zu sehen, damit wir uns auf das fokussieren können, was wirklich wichtig ist: innerer Frieden, Genügsamkeit, Gerechtigkeit, Fairness, Nächstenliebe und Verantwortung. Minimalismus ist gut und bleibt sich treu, indem er Mittel zum Zweck bleibt. Nämlich indem er uns zur Verwirklichung von dem hilft, was wirklich wichtig ist. 

Minimalismus selbst sollte keinen Eigenwert haben. Er würde sich selbst verraten und das passiert öfter als gedacht. Minimalismus ist hip. Minimalismus ist chic. Und das wird schamlos zur Konsumanregung ausgenutzt. Ich finde, man kann nicht minimalistisch konsumieren. Man kann nur minimalistisch nicht-konsumieren. Vielleicht kennt ihr Influencer, die ihren sexy minimalistischen Lifestyle darstellen. Man schaut es sich an und denkt: das brauche ich auch! Es macht mich frei, fair und fancy! I need it! Und zack, will man sich ein Tiny House kaufen, weil man plötzlich nicht mehr mit seiner 0815-Wohnung zufrieden ist. Schon hat der Minimalismus sich selbst verraten und sich an die Werbe- und Konsumindustrie verkauft. Und genau deswegen sollte Minimalismus keinen Eigenwert haben. Was keinen Wert hat, kann man nicht konsumieren. 

Wir halten übersteigerten Konsum letztendlich dadurch am Leben, dass wir uns über unser Konsumverhalten definieren. Ich finde das ungesund. Konsum darf uns nicht definieren und genau dazu sollte der Minimalismus beitragen. Genauso ungesund und dumm ist es allerdings, wenn wir uns darüber definieren, was wir nicht konsumieren. Und genau das passiert, wenn der Minimalismus als Lifestyle vermarktet wird und sich damit selbst unterminiert. Das soll nicht passieren und deshalb bin ich der Meinung, dass der Minimalismus seine Anti-Haltung beibehalten muss und dabei auf jeglichen Selbstwert verzichten sollte. Lasst uns nicht den Minimalismus feiern, sondern ihn als Vehikel zu größeren Zielen verstehen. Als etwas, dass uns daran erinnert, was wirklich wichtig ist.

Lukas.

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Schönheit

Rachel. 20. Ergotherapeutin in Ausbilung. Liebt Poesie und den Gott, der ihr die Gabe und so vieles mehr, geschenkt hat.


Siehst dich an
Siehst nur Makel an dir dran 
Wanderst mit deinen Blick durch dein Gesicht 
Langsam deinen ganzen Körper entlang
Wanderst und hast das Gefühl du stolperst immer wieder über dein zerbrochenes Selbstbild 
Wie du es damals so auf den Boden geworfen hattest 
Eingerahmt in den Lügen deiner Selbst
Sind es heute die Scherben
Die sich beim Laufen als Hindernisse erklären   

Und so siehst du dich in den Scherben  
Nichts annähernd Schönes in Sicht 
Und so schneidest du dich 
Als du unter Tränen versuchst sie aufzuheben 
Spürst du den Schmerz durch deine Venen schießen 
Und im nächsten Moment versuchst du all das zu überspielen 

Merkst wie erfolgreich es dir gelingt 
Wirst zur Schauspielerin 
Brauchst nicht länger eine Bühne um zu spielen 
Gehst raus und nimmst die Rolle ein im Theaterstück namens “Leben” 

Das fühlt sich falsch an
Ich will mich nicht so verstecken 
Hinter all meinen Facetten 
Heute die eine
Morgen die andere 

Welche wirst du wohl heute aufsetzen? 
Bist dir selbst nicht mehr treu 
Die Maske in deinem Gesicht so eng
Dass du dich selbst nicht mehr erkennst
Kannst sie nicht absetzen 
Es würde nur deine Mitmenschen entsetzen 
Wenn du dann dein wahres Ich
Dein wahres Gesicht offenbarst
Werden sie dich nach deinem Namen fragen
Als „schön“ wird dich keiner mehr betiteln 
Wohl eher “Das Hässliche Entlein”
Das anders zu sein scheint 

Und das einzige was sie empfinden würden
Wär pures Mitleid
Du hast Angst vor ihren Meinungen 
Und merkst dabei nicht 
Dass du dein Selbstbewusstsein darauf baust
Wie sie finden dass du ausschaust

Nicht länger heißt es für dich Selbstbewusstsein
Weil du dir schon längst nicht mehr 
Über dich selbst bewusst zu sein scheinst
Es ist wohl eher ihr Bewusstsein über dich
Was du als Spiegel hältst vor dich 
„Spieglein, Spieglein an der Wand
Ich weiß es nicht 
Also sag du es
Wer bin ich eigentlich?“

Schön bist du
Um genau zu sein:
Wunderschön 
Wertvoller als die teuersten Juwelen 
Leg deine Masken ab 
Komm wir machen ein Tausch daraus 

Du gibst mir:
Die Facetten
Die du immer wieder tauscht
Die Masken
Mit denen du dich unter Wert verkaufst
Das Selbstbild
Was dich anfängt selbst zu vernichten
Deine Ängste
Vor denen du immer wieder versuchst zu flüchten 
Deine Menschenfurcht
Die dich zum Vergleichen bringt 
Und dich immer wieder zum falschen Entschluss bringt
Dass du nicht genug bist 
Deine Selbstzweifel
Mit denen du an deiner Existenz 
Und somit an auch an mir zu zweifeln anfängst  

Komm leg es mir in die Hände
Schau zu wie ich es ins Leere verbanne
Und ich gebe dir im Tausch dazu 
In deine jetzt leeren Hände:

Heilige Schönheit, die deinen Wert unterstreicht
Strahlende Weisheit, welche aus deinem Munde pfeift 
Von mir ausgehende Stärke
Die deine Zweifel von der Wahrheit überzeugt. 

Das Bewusstsein
Das du aufhören darfst
Zu versuchen perfekt zu sein 
Weil Perfektion in meiner Kreation 
Durch die Makel kommt zum Vorschein 

Jede einzelne für dich scheinende Imperfektion  
Ist für mich ein Scheinen in einer anderen Dimension
Durch jeden Spalt deiner Seelenrisse
Lass ich das Licht durch blicken.