Alltagspropheten TALK #04 – Prokrastinieren

Vor einer weile schrieb Greta in ihrem Beitrag „Das mach ich morgen…“ darüber, wie sie Dinge, die sie eigentlich schon immer mal machen wollte, immer wieder verschiebt. Auf morgen. Wem geht das nicht so? Auch Maike kennt ein ähnliches Problem. In ihrem Beitrag Das große WWW, oder auch: Hätte, hätte, Fahrradkette schreibt sie über verpasste Chancen.

Joschka und Philipp unterhalten sich im heutigen Podcast über diese „(Studenten-)krankheit“: Prokrastinieren. Viel Spaß beim Anhören!

#läuftbeimir. Nicht.

Wenn du diesen Beitrag jetzt liest, dann versetze dich einmal eine Woche zurück. Was hast du an diesem Tag gemacht? Nun, ich saß ziemlich verzweifelt vor meinem Laptop, schaute die Kalendertage an, die wie ein Wimpernschlag vergingen und fragte mich, wann ich endlich diesen Beitrag zu Papier bringen würde. Normalerweise hätte ich ihn schon längst fertig haben sollen. Alleine deshalb, um nachher keinen unnötigen Stress haben zu müssen und nochmal Korrektur lesen zu können.

Genau dieses Problem hatte ich nun. Weniger als eine Woche vor Veröffentlichung hatte ich nicht einmal den ersten Satz aufgeschrieben. Ich kann euch versichern, ich war sehr verzweifelt.

Doch warum bin ich überhaupt in diese Situation gelangt? Ich wusste, an äußeren Umständen konnte es nicht liegen, da ich die gesamte Woche Urlaub hatte und diese eigentlich für das Schreiben dieses Beitrags nutzen wollte. Stattdessen mühte ich mich mit anderen Dingen ab, tat alles andere als meinen Laptop zu schnappen und anzufangen. Ich musste ja noch die Wohnung gründlich putzen… Einkaufen war auch wieder mal an der Zeit, geschweige denn von den dreckigen Fenstern…

Du entdeckst vielleicht ein Gefühl zwischen den Zeilen, welches du auch kennst. In unserem Leben haben wir uns spätestens vor den Hausaufgaben in der Schule gedrückt und erst einmal alles andere erledigt außer das, in dem Moment, Wichtigere. Genauso ging es mir mit diesem Beitrag.

Der ein oder andere kennt dieses kleine gefürchtete Wort: SCHREIBBLOCKADE. Vermutlich haben ebenso alle Musiker, Poetry Slammer, Dichter oder Autoren damit Erfahrungen gemacht. Rein aus Interesse habe ich mich mal auf Wikipedia schlau gemacht und das Wort gegoogelt. Und irgendwie habe ich mich dort in meiner Situation wiedergefunden. Was ich herausgefunden habe? Lest selbst:

Punkt eins. Definition: „Eine Schreibblockade ist ein psychisches Phänomen, bei dessen Auftreten die Autoren dauerhaft oder vorübergehend nicht in der Lage sind zu schreiben.“ Check. Dem kann ich zustimmen.

Punkt zwei. Erscheinungsformen: „Der Text wird zwar geplant, es gelingt aber nicht, ihn zu schreiben.“ Check. Auch dies kann ich bestätigen. In meinem Kopf hatte ich schon 2 Wochen vorher ein festes Thema über das ich schreiben wollte. Feste Formulierungen hatte ich auch schon zwischengespeichert, ich hätte den Text also nur noch runter schreiben müssen.

Aber gehen wir weiter zur zweiten Erscheinungsform, die wie ich finde, noch besser passte: „Das Schreiben wird als qualvoll empfunden und es werden Vermeidungshandlungen wie Aufräumen, Putzen etc. ausgeführt.“ Ok, als qualvoll würde ich es vielleicht nicht unbedingt bezeichnen, eher vielleicht als eine große Überwindung. Aber ja, die Vermeidungshandlungen habe ich leider tatsächlich ausgeführt. Was zum Putzen und Aufräumen allerdings noch dazu kam ist Netflix. Muss ich zugeben.

Punkt drei. Ursachen: „Eine davon ist der Anspruch, sofort einen fehlerfreien und perfekten Text schreiben zu müssen.“ Check. Irgendwie fand ich gerade diese Formulierung interessant, obwohl ich doch erst einmal stutzen musste. Hatte ich diesen Anspruch denn? Eigentlich wusste ich ja, dass es auf unserem Blog darum geht, authentisch zu sein und aus alltäglichen Erlebnissen erzählen. Ein perfekter Text ist dann ja nicht wirklich nötig. Oder doch? Ich glaube im Insgeheimen will jeder von uns einen möglichst spannenden, anregenden, stilistisch guten und fehlerfreien Artikel präsentieren. Ist logisch und natürlich auch erstrebenswert und doch brauchen wir vielleicht manchmal grade diese Zeiten der Schreibblockaden, um zu realisieren, dass es nicht darauf ankommt. Mir ging es jedenfalls so.

Aber um das Ganze noch zu übertrumpfen, las ich erst vor paar Tagen einen Post von einer Autorin, die ein ganz ähnliches Gefühl beschrieb. Ein Gefühl der Leere und des „Ich habe gerade nichts zu teilen“. Ihr Fazit dazu war: „Ich will nicht reden, um zu reden. Ich will nicht posten, um zu posten. Ich will nicht schreiben, um zu schreiben.“ Das hat mich sehr bewegt und hing mir noch lange nach. Und je länger ich darüber nachdachte, desto stärker wuchs in mir das Gefühl, dass ich nicht über das eigentlich geplante Thema schreiben konnte, nur um einen Text zu präsentieren, der dann pünktlich um 16:00 Uhr erscheint. Ich wollte nicht schreiben, um zu schreiben!

Schlussendlich habe ich mich dann dazu entschieden, diesem Artikel kein Thema, kein besonders spannendes Ereignis oder eine Fragestellung zu Grunde zu legen, sondern lieber das nieder zu schreiben, was mir grade am schwersten fällt und auf der Seele liegt. Ich habe am Ende dieses Beitrags kein Fazit und keine Aufforderung an dich. Stattdessen hoffe ich nur, dass du einen ehrlichen Einblick in mein Herz gewinnen konntest. Denn zuallererst möchte ich authentisch sein in dem, was ich tue. Oder in dem, was ich schreibe. Auch wenn ich in manchen Momente eigentlich nichts zu sagen haben.

Danke an Lauren Mancke und Unplash.com für das Bild.