Und jetzt mach ich morgens das Licht an

Jana. 25. Sonnenkind. Glücklichst verheiratet. Marmeladenkocherin. Masterantin. Herzschlag: Gott, Gemeinde, Gemeinschaft und Gastfreundlichkeit.







Letzte Woche war es mal wieder so weit. Plötzlich, aus dem Nichts bekam ich Kopfschmerzen. Schleichend. Nie zu stark, immer aushaltbar, zum Abend hin zunehmend. An dieser Stelle sei gesagt, dass ich selten Kopfschmerzen habe. Vielleicht einmal im Monat. Nachdem diese Plage ein paar Tage anhielt, fing ich an, mir Gedanken zu machen. Zu viel um die Ohren? Eigentlich nicht. Schlechte Körperhaltung? Könnte besser sein, aber so lebe ich ja sonst auch. Oder was ganz anderes?

Die Lösung erschloss sich mir erst nach eineinhalb Wochen Kopfschmerzen, Gereiztheit und Tränen beim kleinsten Anlass. Der Herbst ist eingezogen. Es regnet fast jeden Tag. Aber auch ohne Regen schieben sich regelmäßig Wolken vor die Sonne. Im Vergleich zum Sommer bekomme ich kaum noch Licht. Die dementsprechende Diagnose: Mein Körper reagiert auf fehlendes Licht.

Dass ich an Winterdepressionen leide, habe ich vor vier Jahren rausgefunden. Nach einem grausamen Winter ohne Licht, mit Schmerzen, wenig Motivation in den Tag zu starten, Heißhunger und vielen Tränen. Alles aushaltbar – irgendwie lebbar – aber nicht lebenswert. Am Ende dieses Winters fand ich – auch durch ärztliche Diagnose bestätigt – heraus, dass mir einfach Licht fehlt. Verrückt. Ist aber so. Aber was passiert eigentlich bei meiner Winterdepression?

Normalerweise fällt eine große Portion Sonnenlicht in meine Augen. Die Augen signalisieren meinem Gehirn: sei wach, wirklich wach! Im Winter ist es nach ein paar Tagen so, dass dieses Signal zu schwach wird. Mein Gehirn registriert: Es ist die Mühe nicht wert, wirklich wach zu werden. Die Maschine kann heute auch auf 50% laufen. Das ist dann Antriebslosigkeit. Wenn ich tagsüber nie ganz wach bin, muss ich nachts logischerweise auch nicht ganz schlafen, oder nicht so gut. Der Schlaf wird unregelmäßig und nicht erholsam. Am nächsten Morgen fällt es mir schwer, motiviert aufzustehen. Das war jetzt eine Laienerklärung. Um das Ganze in Fachbegriffen auszudrücken, braucht man auf jeden Fall den Serotonin- und Melatonin-Spiegel, die in ihren Kurven abfallen. Zusammengefasst verursacht das Fehlen von Licht Kopf- und Ohrenschmerzen, Gereiztheit und ein Gefühl von (sozialer) Überforderung. Alles aushaltbar, aber nicht lebenswert.

Die Lösung war für mich eine Lichtlampe. Die Lichtlampe ballert für 30 Minuten 10.000 Lux in mein Gesicht. Normale Lampen haben 200 bis 300 Lux. Ein wolkenloser Tag kommt auf 100.000 Lux. 30 Minuten 10.000 Lux morgens direkt in meine Augen machen mich im Winter wacher als jeder Kaffee. Und nicht nur das. Heute war der erste Tag, an dem ich meine Lampe nach den Sommermonaten wieder eingesetzt habe. Auf einmal fühlte ich mich gut, fröhlich, aktiv (ich hatte sogar Lust, joggen zu gehen, und ohne jeden Auftraggeber diesen Text zu schreiben). Kopfschmerzen? Fehlanzeige. Ich habe wieder Lust auf Leute und das Gefühl, mehr ich selbst zu sein. Der Halb-wach-Nebel ist weg. Das Leben wieder lebenswert.

Das ist für mich genau so krass, wie es sich anhört. Jeder, dem ich von meinem Problem erzähle, ist erstmal überrumpelt. Ich denke, dass die meisten mir nicht einmal glauben. Das kann ich auch irgendwie nachvollziehen. Ich meine, ich habe krasse Schmerzen und depressive Anzeichen und das Ganze soll mit ein bisschen Licht verschwinden? Die Lösung scheint zu einfach. Ich glaube man kann gar nicht nachvollziehen, wie ich mich fühle und was in mir abgeht. Aber ich kann es nur so ausdrücken. Der Wechsel von Gestern auf Heute war für mich wie von Tag auf Nacht und erinnert mich an folgenden Bibelvers:

„Da redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“

Johannes 8,12

Ich finde es abgefahren. Der Vers drückt genau das aus, was mich beschäftigt, was ich erlebe. Licht verändert mein Leben. Ich meine „leben“ konnte ich davor auch, irgendwie. Es war ja meine Realität. Aber mein Alltag war nicht so lebenswert wie mit dem Licht. Das ist dasselbe für mich mit dem Glauben. Das Leben ist auch ohne Jesus lebenswert für mich. Ich lebe oft und erfolgreich ohne ihn in meinem Alltag. Die Tage ziehen auch so vorüber. Aber wenn ich wieder mehr von Jesus in meinem Leben habe; wenn ich mich hinsetze und eine halbe Stunde mit Jesus rede oder ihm zuhöre (auch wenn ich dabei nicht immer was höre), dann merke ich, wie ein Stück besondere Qualität in mein Leben kommt. Wie ein Stück Finsternis abfällt. Mein Leben ist lebenswert. Auch mit Ewigkeitsdimension.

Das kannst du nicht glauben? Das ist in Ordnung. Der erste Teil mit der Lichtlampe war vielleicht schon hart nachzuvollziehen, und dann der zweite erst. Ich kann verstehen, wenn das ein bisschen zu viel ist. Ich kann nur davon erzählen, was ich erlebe. Und das wünsche ich dir auch. Licht!


Vielen Dank an the beatboy. für das Beitragsbild auf Unsplash.

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2 Gedanken zu „Und jetzt mach ich morgens das Licht an

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