Kaum hat das neue Jahr begonnen, so ist das alte schon vergangen.
In einem Special haben wir uns mit dem Thema „Vergangenheit“ auseinandergesetzt. Der Text wurde ursprünglich für einen Gottesdienst geschrieben und bisher am 6. Mai 2018 live vorgetragen. Viel Spaß beim Anhören, Nachdenken und Teilen. Wir freuen uns über Kommentare.
Ich sitze hier und denke nach.
Über das, was kommt und das, was war.
Ich bin gefangen in Erinnerungen.
Statt nach vorn, blick‘ ich mich nur noch nach hinten um.
Was ist passiert in all den Jahren?
Wie kam ich hierhin, wo ich zuvor noch nie war?
Was ist geschehen und aus mir geworden?
Mir scheint, als habe ich den Zugang zu mir selbst verloren.
Das Leben zieht zu schnell an mir vorbei.
Ich lasse mich treiben, lasse es bleiben, mich selbst zu entscheiden.
Um unangenehme Situationen zu vermeiden.
Stattdessen treibe ich es auf die Spitze.
Mache zu viel, bin überall dabei
Und während ich hier so sitze in meiner Selbstmitleidspfütze
Verliere ich jegliche Orientierung und Stütze
Ich irre umher, weiß nicht mehr, woher ich kam und wo ich eigentlich hinwill.
Zwischen vor und zurück herrscht wieder mal Stillstand.
Statt mal ne Runde durchzuschnaufen, entspannen und zurückzuschauen, auf das, was war,
bin ich immer nur fort, auf der Suche nach dem Ort, an dem ich einfach mal sein kann.
Einfach bleiben, mal ne Pause machen, durchatmen und mich dann wieder aufraffen.
Und ich schaue zurück
Auf das, was war.
Ich freue mich an dem Guten und vergesse dabei die Gefahr,
Dass ich mich belüge in dem Glauben, dass früher alles besser war.
Denn diese Zeit ist vorüber.
Sie kommt nicht mehr wieder und verblüht wie der Flieder.
Und spätestens im nächsten Frühjahr, wenn die Pflanzen treiben und die Blumen blühen,
sitze ich wieder hier und denke nach
Über das, was kommt und das, was war.
Doch kann ich die Vergangenheit hinter mir lassen und sie einfach vergessen?
Da fällt mir ein Lied von Xavier Naidoo ein:
„Und ich schau nicht mehr zurück
Aber wenn ich zurück schau, seh‘ ich nur mein Glück.
Alles andere hab‘ ich gerne zugeschüttet.
Und mit schönen Erinnerungen einfach überbrückt.
Glaub‘ mir Bruder, ich schau nicht mehr zurück!“
Doch was ist das? Das ist Verdrängung, sie führt über Beklemmung und Einengung zu Hemmung.
Na, und wenn schon
Das ist am einfachsten: Idealisierung vom Feinsten.
Ich bilde mir ein, dass das Vergangene schön scheint
Und auch schön bleibt.
Das Schlechte hab‘ ich vergessen!
Ich will davon nichts mehr wissen!
Doch hinter all den Gedanken steckt einzig und allein die immer gleiche Frage: Wer bin ich?
Um sie zu beantworten suche ich in der Vergangenheit
Und auch wenn dort keine Parade-Lösung parat zu sein scheint, bringt sie mich weiter
Denn wer ich war, hat Einfluss darauf, wer ich bin.
Und wenn du dir jetzt wünscht, dass ich dir ne Antwort gebe auf die Frage
Dann sag ich dir: „Das macht doch keinen Sinn!“
Du musst selber suchen und dich fragen, wer du warst, um zu verstehen wer du bist
Doch lass mich dir vorher noch gratulieren:
Herzlichen Glückwünsch, alles richtig gemacht!
Denn heute Abend kannst du denjenigen kennenlernen, der gemacht, das du bist.
Ich rede von Jesus, wegen dem wir uns hier treffen.
Und wenn du ihn nicht kennst, lade ich dich ein, dich heute mal mit ihm hinzusetzen
Und ihn zu fragen, wer du in seinen Augen bist.
Musik by Rivers & Robots
Text by spaghettihirn
Video by Philipp Jenny
2 Gedanken zu „Poetry Slam: Vergangenheit“