
Flooo. 29. Landesjugendreferent beim Südwestdeutschen EC-Verband. Glücklicher Familienvater und begeisterter Jesus-Nachfolger.
Wenn ich so über verschiedene Vorbilder nachdenke, fallen mir zwei verschiedene Arten ein. Zum einen kann ich Vorbilder nehmen, die mich ganz persönlich geprägt haben. Das sind oft Leute, die mir nahestehen – wie meine Eltern oder ein Jugendleiter, der mich während meiner Zeit als Teenager geprägt hat. Dann gibt es aber auch noch Vorbilder, die vielleicht gerade aus der Distanz heraus stark prägen können. Berühmte Persönlichkeiten, wie Musiker und Künstler oder auch Politiker und Aktivisten. Durch ihre Werke, ihr Wesen und ihre Art schaffen sie es, Eindrücke bei uns zu hinterlassen, die uns ins Staunen bringen und inspirieren ihrem Vorbild zu folgen.
Ich selber bin Christ und habe viele Vorbilder gehabt, die mich im Glauben inspiriert, ermutigt und vorangebracht haben. Das waren sowohl Vorbilder aus meinem direkten Umfeld, aber auch Vorbilder, die ich nie persönlich kennengelernt habe.
Doch ein Vorbild, das alles überragt, ist der Ursprung aller Vorbilder im Glauben: Jesus selbst. Jesus trägt als Sohn Gottes (Markus 1,11), Mittler der Schöpfung (Kolosser 1,16) und Sündenbock für die Schuld der Welt (Johannes 1,29) einige Titel mit sich herum. Er ist womöglich die bedeutendste Figur der Weltgeschichte und legt in so vielem eine beeindruckende Art an den Tag.
In Johannes 8 wird von einer Geschichte berichtet, wo Jesus mit einer sehr herausfordernden Situation konfrontiert wird. Er ist gerade im Tempel in Jerusalem, um zu beten, als jüdische Schriftgelehrte, die ihn verachteten, eine Ehebrecherin zu ihm bringen. Diese Frau müsste nach dem Gesetz für ihre Taten gesteinigt werden. Jesus, der das Gesetz in keiner Weise auflösen oder aufheben möchte, steht nun vor der Herausforderung diese Situation irgendwie zu lösen. Er könnte die Frau abkanzeln für ihre Sünde und sie ihren Peinigern überlassen. Das wäre nach dem Gesetz korrekt. Doch Jesus entscheidet sich für einen anderen Weg. Er lädt die Schriftgelehrten ein, über ihr eigenes Leben nachzudenken – mit den berühmten Worten:
„Wer von euch ohne Sünde ist, werfe zuerst einen Stein auf sie.“
Die Bibel. Johannes 8,7.
Daraufhin verlassen die Schriftgelehrten die Szene und Jesus und die Frau werden alleine gelassen. Niemand ist da um sie zu verurteilen. Jesus tritt zu der geschundenen Frau und sagt zu ihr:
„Auch ich verurteile dich nicht. Gehe nun hin und sündige fortan nicht mehr.“
Die Bibel. Johannes 8,11.
Er rettet der Frau das Leben. Aber zu welchem Preis? Widerspricht Jesus nicht an der Stelle dem Gesetz von Mose? Muss er die Frau nicht für das, was sie getan hat, verurteilen? Wie kann er sagen „Ich verurteile dich nicht“? Ich glaube Jesus kann das sagen, weil wenige Zeit später er selbst das Urteil für diese Frau auf sich nehmen wird. Jesus stirbt am Kreuz für die Schuld dieser Welt. Für die Schuld dieser Frau, sodass sie nicht sterben muss, sondern leben kann. Diese Szene treibt mir die Tränen in die Augen, da ich hier jemandem vor mir habe, der nicht nur weise Worte von sich gibt. Sondern jemanden, der bereit ist sein Leben zu geben für die Verurteilten und die Ausgeschlossenen. An vielen anderen Stellen kann man diesen Geist von Jesus sehen und nicht anders als staunen über diese Liebe, die dieser Jesus zu anderen Menschen hat.
Doch Jesus ist nicht nur ein entferntes, distanziertes Vorbild. Jesus lebt in mir (Galater 2,20) und kommt ganz nah an mein Herz. Wenn man die großen Vorbilder, denen man zeitlebens nachgelaufen ist, dann doch mal kennenlernt, merkt man schnell wie sie auch entzaubert werden können. Nämlich, dass diese Vorbilder dann plötzlich gar nicht mehr so beeindruckend sind, wie man es zuerst gedacht hätte.
Doch bei Jesus finde ich das anders. Wenn er mir nahekommt, wird seine Art, wie sie in der Bibel beschrieben wird, plötzlich ein persönlicher Zugang, bei dem er mir die Hand ausstreckt und nicht zulässt, dass ich zuschanden werde. Dort wird er mir Vorbild, indem er mir dient – ein großartigeres Bild für gute Vorbilder werde ich nirgendwo finden.