Neues Jahr, neues Konzept. So läuft das bei Alltagspropheten. Während sich sonst alles verändert, ist Veränderung für uns die einzige Konstante. Eines unserer neuen Formate, die ab jetzt monatlich erscheinen, nennt sich „WORKAHOLY“ – ein grandioses Wortspiel aus „workaholic“ und „holy“. Darin wollen wir von unserem Arbeitsalltag erzählen und heilige Momente teilen. Heute geht es los mit dem ersten Text von Joschka aka spaghettihirn, in dem er erzählt, warum er Journalist werden wollte.
Es gibt viele Fragen, aber wenige, die wohl jede/r im Leben mal gestellt bekommt. Eine davon droht spätestens am Ende der Schulzeit. Manche hassen sie, manche haben weniger ein Problem mit ihr. Es geht um die Frage, was man beruflich machen will. Ich wusste das schon früh. Bauer mit eigenem Hof oder Zoodirektor. Hauptsache irgendwas mit Tieren. Das war in der Grundschule. Danach war mir die Frage lange Zeit egal. Gerade noch rechtzeitig vor dem Ende meiner Schulzeit legte ich mir einen Plan zurecht und beschloss, zu versuchen, Journalist zu werden. Dass das Ganze einige Jahre später tatsächlich klappen würde, hatte ich mir lediglich erträumt.
Doch warum Journalist? Einem Lehrerhaushalt entstammend und weil ich meine eigene Schulzeit nicht nur genoss, konnte ich mir nie vorstellen, eines Tages in die Schule zurückzukehren. Auch viele andere Berufe kamen nicht in Frage, da ich keine große Leidenschaft für Technik oder Wirtschaft besaß. Nach dem Ausschlussverfahren blieb am Ende nicht mehr so viel übrig. Es sollte auf jeden Fall etwas Kreatives und Abwechslungsreiches sein und aus dem Mythos des Unbekannten heraus, fiel meine Wahl letztendlich auf Journalismus. Ich informierte mich, wie ich Journalist werden konnte und fand heraus, dass es viele Wege gab. Studium, Volontariat, Quereinstieg. Ich beschloss es auf die klassische Weise zu probieren. Irgendetwas studieren, in meinem Fall Geschichte und Politikwissenschaften, dann über Praktika versuchen, reinzurutschen und schließlich ein Volontariat machen. Dieser Plan festigte sich während meines Bundesfreiwilligendienstes und noch im Sommer danach absolvierte ich mein erstes zweiwöchiges Praktikum in einer Lokalredaktion. Angefixt von dem spannenden Beruf wollte ich in meinen ersten Semesterferien direkt daran anknüpfen und machte ein zweites vierwöchiges Praktikum bei einer anderen Lokalzeitung. Das lief leider nicht ganz so wie erhofft, weshalb ich für die nächsten anderthalb Jahre von meinem Wunsch, Journalist zu werden, abrückte. Ich spielte sogar mit dem Gedanken meine Studienfächer zu wechseln und doch Lehrer zu werden.
Ein paar Monate später stand ich an einem warmen Frühlingstag im Garten meiner Eltern, während mein Vater grillte und sprach mit ihm über meine Zukunftspläne. Ich erzählte von dem unglücklichen Praktikum und dass ich nicht mehr Journalist werden wollte, sondern vielleicht Lehrer. Er hörte mir aufmerksam zu und meinte nach einer Weile: „Du wirst doch wohl nicht wegen eines schlechten Praktikums deinen Traum aufgeben. Probiere es doch nochmal bei einer anderen Zeitung.“ Im ersten Moment hörte sich dieser Vorschlag unbequem an, aber irgendwo hatte er Recht. Also bewarb ich mich nochmal bei einer anderen Zeitung um ein Praktikum und erhielt einige Monate später tatsächlich einen Platz.
Mein drittes Praktikum entpuppte sich als voller Erfolg. Bevor es richtig losging, war ich mächtig nervös. Ich betrachtete es irgendwie als meine letzte Chance, die ich mir selbst gegeben hatte und betete vorher, dass Gott mir Gelingen schenken möge. Vom ersten Tag an, war ich von der positiven Atmosphäre in der Redaktion überrascht. Der Ressortleiter nahm sich vor der Konferenz ein paar Minuten, um mit mir zu sprechen. Die Leute interessierten sich wirklich für mich und förderten mich, obwohl ich „nur“ Praktikant war. Bereits nach einer Woche wurde mir eine freie Mitarbeit angeboten, die ich dankend und mit großer Freude annahm. Dass war stets das Ziel meiner Praktika gewesen, aber dass es im dritten Anlauf so schnell klappen würde, damit hätte ich nicht gerechnet. Die restlichen Praktikumswochen vergingen und in den kommenden Monaten arbeitete ich neben dem Studium als freier Mitarbeiter weiter für die Redaktion. Ich hatte einen Fuß in der Tür und war glücklich.
Langsam neigte sich mein Bachelorstudium dem Ende zu und damit stellte sich die Frage, wie es danach weitergehen sollte. Master, Volontariat oder doch Journalistenschule? Aber dort war es bekanntlich schwer, einen Platz zu ergattern. Dennoch war es stets mein Traum gewesen und ich beschloss, es mit einer Bewerbung zu versuchen…
Warum ich noch Journalist werden wollte?
- Weil ich es wichtig finde, als Christ nicht in einer christlichen Blase zu arbeiten.
- Weil Fakten systemrelevant sind.
- Und weil ich Idealist bin.
by spahettihirn, der mittlerweile in Ausbildung an einer Journalistenschule ist und sich noch mehr auf das Berufsleben danach freut.
Danke an Markus Winkler für das Beitragsfoto von Unsplash.