Wie man (sich) wirklich (selbst) verwirklicht…

„22 geht ab!“ – Das kann ich seit dieser Woche nun auch bestätigen. Anfang der Zwanziger single zu sein, Ideen zu haben und auch gleichzeitig die Zeit sie umzusetzen, ist nicht die allerschlechteste Kombination. Wie Lukas das letzte Woche beschrieben hat, können es – denke ich – viele, die noch in dieser Lebensphase stecken und mindestens genauso viele, die sich gerne an diese Zeit erinnen, bestätigen.

Als ich noch in der Schule war, schwärmten mir jedenfalls meine Eltern nicht gerade selten vom tollen Studentenleben vor. Zu einer Zeit, als ich es mir nie im Leben hätte vorstellen können, eines Tages das Elternhaus zu verlassen und daheim auszuziehen. Zu dieser Zeit wurde die Phase der akademischen Ausbildung in unserem Hause regelrecht heroisiert. Nach fünf Semestern Studium kann ich nun nachvollziehen, wovon sie sprachen. Während mich der Gedanke damals beunruhigte, genieße ich heute die – fast grenzenlose – Freiheit. Doch was fange ich mit diesem Privileg an? Was mache ich aus meiner Zeit und meinen Ideen? Worin will ich meine Begabungen und Talente investieren? Wie setze ich meine Prioritäten?

Der Clou der Sache, das, was all diesen Überlegungen zugrunde liegt, ist folende Frage: Was treibt mich an?
Wirkt dieser Slogan, als wäre er einem Werbespot einer bekannten deutschen Bank entnommen, so stecken doch mehr dahinter, als wirtschaftliche Interessen und Gewinnmaximierung. Die Frage, was mich antreibt und was mich motiviert morgens aufzustehen, bildet die Grundlage für meine Entscheidungen und Prioritäten.

Ein ziemlich anerkannter Antrieb unser Generation, vielleicht sogar unserer Gesellschaft, ist jener der Selbstverwirklichung. Das Ziel, zu sich selbst zu finden. Sein eigenes Ding zu machen. Sich selbst zu ver-wirk-lich-en. So sang bereits Udo Lindenberg in einem seiner Lieder: „und ich mach mein Ding“ (auch wenn ich das Lied sehr schätze und weiß, dass es eigentlich darauf abzielt sich nicht vom Gerede anderer Menschen negativ beeinflussen zu lassen, sehe ich darin auch eine missverständliche Tendenz angelegt). Es gibt so viele Menschen – vor allem Künstler und Fotografen -, deren oberstes Ziel es ist, sich mit ihrem Schaffen selbst zu verwirklichen.

Doch „sein eigenes Ding“ zu machen bedeutet auch: (Nur) an sich selbst zu denken. Sich um sich selbst zu drehen. Scheuklappen hoch und auf sich zu schauen. Das ist die Kehrseite der Medaille. Um ehrlich zu sein: Ich halte davon nicht sonderlich viel. Ist das nicht die Mutter aller Legitimationen, um sich egoistisch zu verhalten? Sich ungeachtetet seiner Mitmenschen durchzuboxen? Nur auf seine eigene Karriere zu setzen und dafür auch noch gefeiert zu werden?

Ich denke, dass in dem Prinzip der Selbstverwirklichung eine gute Tendenz innewohnt. Nur ihre Ausprägung finde ich nicht sonderlich gelungen. Den Gedanken, dass in jedem Menschen ein Bestimmung angelegt ist, unterschreibe ich. Das Ziel, sich damit selbst zu verwirklichen, jedoch nicht.

Ich glaube, dass mein Charakter und mein Denken auf ein höheres Ziel, einen höheren Sinn ausgerichtet sind.
Ich glaube, dass es für jeden Menschen auf dieser Welt eine Bestimmung gibt. Vielleicht gibt es auch mehrere, darüber kann ich leider nichts sagen.
Ich galube, dass der Sinn des Lebens darin besteht, die in mir angelegte Bestimmung zu finden und sie zu erfüllen.

Warum ist das so wichtig? Wer seine Bestimmung gefunden hat und sie erfüllt, der lebt aus einer tieferen, inneren Motivation heraus. Auf den ersten Blick mag das nach Selbstverwirklichung klingen. Doch es ist mehr als das. Während ich mich dort nur um mich selbst drehe, geht es hier darum, den Sinn und Zweck meines Lebens zu erfüllen. Das wirft eine Reihe weiterer Fragen auf: Gibt es das überhaupt? Und falls ja, wer hat eine Bestimmung in mir angelegt? Doch davon an anderer Stelle mehr. Ich möchte dich am Ende dieses Textes dazu einladen, dich zunächst auf folgende Frage einzulassen und dich damit zu beschäftigen:

Was ist deine Bestimmung?

by spaghettihirn

Danke an Nikita Kachanovsky für das Beitragsbild.

Ein Gedanke zu „Wie man (sich) wirklich (selbst) verwirklicht…

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