
Elke. Seit 6 Jahren glücklich verheiratet, fast 3 Kinder, Doktorandin der Naturwissenschaften und aktiv in einer freien christlichen Gemeinde in Reutlingen … naja und ganz ehrlich liebäugelt sie schon mit einem großen Tiny-House.
Vor ein paar Tagen hatte ich eine kleine Unterhaltung mit unserer Bäckersfrau, die vor uns in unserer Wohnung wohnte. Sie fragte mich: „Jetzt, da ihr das 3. Kind bekommt – wird es nicht langsam etwas zu eng bei euch?“. Meine Antwort: „Nö, eigentlich nicht.“, erstaunte sie etwas, da sie ja unsere 56 m² (2 Zimmer) Wohnung gut kennt.
In Deutschland und vor allem hier auf dem schwäbischen Kuhdorf herrscht immer noch die Meinung, dass man doch als Familie genug Wohnraum, am besten eigentlich ein Haus braucht. Ein eigenes Kinderzimmer für jedes Kind und am besten noch Arbeits- und Gästezimmer sind gern gesehen. Wie soll ich sagen – haben wir halt alles nicht.
Als mein Mann und ich vor 6 Jahren in diese Wohnung gezogen sind, waren wir beide Studenten und froh im Großraum Reutlingen/Tübingen überhaupt etwas bekommen zu haben. Nachdem unsere erste Tochter geboren war, dachten wir, dass wir vielleicht maximal zwei weitere Jahre dort wohnen würden und es dann viel zu eng wäre. Drei Jahre später kam das zweite Kind und wir begaben uns tatsächlich auf Wohnungssuche – vergeblich. Also arrangierten wir uns mit der Situation und misteten erstmal großzügig aus. Warum eine ganze Wand mit dem Kleiderschrank vollstellen, wenn man eh viel zu viel hat und am Ende doch nur seine 3 Lieblingshosen braucht. Der Kleiderschrank wurde abgebaut und durch einen viel Kleineren ersetzt. Es tut so gut nur noch Lieblingsteile zu haben und nicht mehr das „Ach-das-zieh-ich-doch-bestimmt-nochmal-an-Kleid“! Ebenso haben wir es mit den Kindersachen gehandhabt. Jedes Kind hat ein Fach in der Hemnes-Komode, das reicht völlig. Wenn wir bei anderen Kindern zu Besuch sind, sehe ich vollgestopfte Kinderzimmer mit Spielzeug, welches nur in der Ecke liegt. Auch hier ist weniger so viel mehr. Wir entscheiden uns ganz bewusst dafür, was die Kinder in ihrem Alter zum Spielen benötigen und überlegen vor jedem Kauf was wirklich wichtig ist.
Mit dieser geänderten Einstellung „WAS WIRKLICH WICHTIG IST“ haben sich unsere Besitztümer deutlich reduziert. In einer kleinen Wohnung kann man nur aufbewahren was man wirklich braucht, dies schränkt uns aber nicht ein, sondern ist unglaublich befreiend. Wir versuchen keine emotionalen Beziehungen zu Gegenständen aufzubauen und wollen nicht an unserem Besitz hängen. Viel wichtiger sind uns die emotionalen Beziehungen zu unserem Mitmenschen. Ein offenes Haus und Gemeinschaft sind unsere Reichtümer, nicht das 10. Paar Schuhe oder das schicke Einfamilienhaus im Neubaugebiet. Materieller Besitz ist so vergänglich und kann einem leicht entrinnen, oder wie Jesus es in Matthäus 6:19 sagt: „Sie werden nur von Motten und Rost zerfressen oder von Einbrechern gestohlen!“. Die Schätze im Himmel sind es, die wir sammeln sollten. Mit Gottes Gedanken und zu seiner Ehre Gutes tun, Beziehungen aufbauen und von ihm berichten. Wer sich nur hier auf materielle Dinge konzentriert, wird auch sein Herz daran hängen, oder anders ausgedrückt:
„Wo nämlich euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.“
Matthäus 6:21
Wir sollten uns immer wieder fragen, wo wir unsere Schätze sammeln. Häufen wir in dieser Welt Reichtümer an oder sammeln wir Schätze im Himmel?
Ich möchte keineswegs dagegen sprechen sich ein Häuschen zu bauen, die Frage ist nur welchen Stellenwert dies im Leben einnimmt und ob zum Beispiel noch Ressourcen für ein aktives Gemeindeleben da sind. Wir haben als Familie beschlossen, vorerst lieber etwas räumlich reduziert zu leben, dafür aber viel Platz im Herzen zu haben. Unser größter Schatz ist es, von Gott berichten zu können und flexibel zu sein, was Gott mit uns vorhat und wohin er unser Leben leiten wird.
Morgen werde ich jedenfalls der Bäckersfrau erzählen, dass es auch mit drei Kindern noch gut in der Wohnung funktionieren wird und wir dadurch gezwungen sind zu entscheiden, was wirklich wichtig ist.