Der Frühling ist da, der Sommer rückt näher und gleichzeitig auch die Hochzeitssaison. Tanzt du auf jeder oder bist du ein Hochzeitsmuffel? Unsere heutige Gastautorin gibt einen Einblick, worüber man sich im Vorfeld so alles Gedanken macht.

Jana. 24. Sonnenkind. Masterantin. Glücklich verlobt mit Samuel. Findet, dass nach jedem Essen ein Stück Schokolade angebracht ist. Herzschlag: Gott, Gemeinde und Gastfreundlichkeit.
Der Countdown läuft. Heute sind es noch genau zwei Monate bis zu unserem großen Tag, dem am meist durchdachtesten Tag meines Lebens, um genau zu sein. Meine Vorstellungen und Wünsche reichen bis weit in die Kindheit zurück. Noch einundsechzig Tage bis zu unserer kirchlichen Trauung. Was denkst du, sind wohl meine Gedanken während dieser Zeit?
Wann treffen wir uns mit dem Catering Service? Weiß der Getränkelieferant Bescheid? Wo bekommen wir die Blumen her? Wurden die Helfer informiert? Wird das Kleid noch rechtzeitig umgeschneidert werden und welche Schuhe soll ich anziehen? Können wir in diesem Bereich so viel Geld ausgeben? Sind es zu viele Lieder für den Gottesdienst? Versuchen wir nur Erwartungen, Traditionen und ungeschriebene Hochzeitsmindestansprüche zu erfüllen oder planen wir eine Hochzeit, wie sie uns gefällt?
Vor ein paar Wochen haben wir an einem Hochzeitstanzkurs teilgenommen. Als wir mit den anderen beiden (schon etwas älteren) Paaren unsere Gästezahlen verglichen, haben sie daraus interpretiert, dass wir keine Hochzeit, sondern ein Volksfest feiern würden. In diesen Tagen fühle ich mich auch wie eine private Event-Managerin. Gleichzeitig dürfen wir erleben, wie viele Freunde, Bekannte und Verwandte sich mit uns freuen, mitfiebern und uns ganz praktisch unterstützen. Jede Hilfe und jeder Programmpunkt machen die Hochzeit zu einem einzigartigen und persönlichen Fest. Über die Unterstützung kann ich gar nicht genug ins Staunen kommen.
Vorbereitung und Koordination unserer Hochzeit nehmen gerade alle meine Gedanken ein. Doch worum geht es eigentlich? Was ist der Kern der Hochzeit? Warum heirate ich überhaupt? Schon jetzt? In manchen Freundeskreisen bin ich mit Abstand die Erste, die an eine Hochzeit denkt. In anderen Kreisen gibt es schon kleine Familien. Was passiert an diesem Tag, was verändert sich, dass einige Menschen von klein auf von diesem Tag träumen, andere sich aber nicht vorstellen können, jemals zu heiraten?
Wie lautet die unser Leben verändernde Frage in der Kirche? „Gott hat Euch einander anvertraut. Wollt Ihr als Eheleute einander lieben und ehren und die Ehe nach Gottes Gebot und Verheißung führen, in guten und in bösen Tagen, bis der Tod Euch scheidet?“ Was ist das für ein Versprechen, das diese Frage impliziert? Ein Leben lang zu lieben und zu ehren? Liebe ist wohl eines der meist gebrauchten und meist missbrauchten Wörter unserer Zeit. Vor einiger Zeit wurde ich gebeten, eine Definition von Liebe in ein Buch zu schreiben. Spontan kam mir in den Sinn: „Liebe ist – dass der andere groß wird“. Jedes Mal, wenn eine Sache in meinem Leben groß wird, nimmt sie mein Denken ein. Im schlechtesten Fall sind das große Prüfungen, gesundheitliche Herausforderungen oder Zukunftssorgen, im besten Fall etwas, das mich inspiriert, motiviert, mich begeistert. Es ist dasselbe Prinzip wie in meiner Freundschaft mit Gott. Wenn etwas oder jemand anderes groß in meinem Leben ist, gibt es weniger Platz für mich selbst, groß zu sein. Mich selbst als den Mittelpunkt der Erde anzusehen. Nur immer an mich selbst zu denken. Kein Platz für Egoismus! Ich wünsche mir, dass es so ist, dass der andere groß wird, Platz einnimmt in meinem Denken und Handeln, dass er mich begeistert, motiviert und ich ins Staunen komme.
Ich will, dass mein Verlobter Samuel groß ist und bleibt in meinem Leben. Dass ich mir jeden Tag neu überlege, wie ich Samuel groß machen kann, wie ich ihn heute ehren kann. Ihm durch kleine Aufmerksamkeiten, wie ein morgens gerichtetes Frühstück, durch Respekt, wie ein Dankeschön für sein hartes Arbeiten und durch Anerkennung, wie ich vor anderen Leuten von Samuel rede, zeigen, welche Bedeutung er in meinem Leben hat. Wie kann ich das schaffen?
Samuels Blick begegnet mir. Nach vier Jahren Beziehung schaut er mich mit einer Intensität, Wärme und Vertrautheit an, dass ich mir nichts anderes vorstellen kann, als ihn groß sein zu lassen. Das bedeutet Liebe für mich. Aber wie oft habe ich an dieser Aufgabe schon versagt und bin an diesem Anspruch gescheitert? Die Frage bleibt: lieben und ehren – ein Leben lang, in sonnigen und auch in dunklen Tagen? Wie kann ich so etwas versprechen, ohne mich wie ein Hochstapler zu fühlen, wie ein Geschäftsmann, der ein Angebot verkaufen will, für dessen Leistung er nicht garantieren kann? Das ist keine einfache Frage. Ich versuche gelassen sein, weil die Antwort, die wir in der Kirche einander versprechen, „Ja, mit Gottes Hilfe“ lautet. Gott darf und will groß werden in unserem Leben, in unserer Ehe und in unserer gemeinsamen Zukunft.
„Liebe wächst durch Liebe“
Papst Benedikt XVI, Verlautbarungen der Apostolischen Stuhls Nr. 171, 25. Dezember 2005.
Vielen Dank für das Bild von Luis Tosta auf Unsplash.
Autorin: Jana Schwenkschuster
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